Kommentar

Geduld

von: Kai-Werner Fajga
Ein Sandkorn im Getriebe kann eine ganze Maschine zum Stillstand bringen, das weiß jeder, der sich etwas eingehender mit Motoren oder Maschinen auseinandergesetzt hat. Dass eine vergleichsweise "kleine" Ursache eine große Wirkung entfalten kann, sehen wir dieser Tage erneut beim Bahnstreik. Denn "nur" rund 40.000 Gewerkschaftsmitglieder schaffen es aktuell, den Personenverkehr in ganz Deutschland zum Erliegen zu bringen.

Zum Vergleich: Rund 7000 Traktoren (plus geschätzt 30.000 Teilnehmer und Fahrer) brauchte es, um den Straßenverkehr in der Bundeshauptstadt für einen Tag halbwegs zu blockieren. Die Bauwirtschaft ist eher wenig vom aktuellen Streik betroffen, denn einerseits gelangen Mitarbeiter im Bau und in Betrieben überwiegend mit Pkw oder Nutzfahrzeugen zum Unternehmen oder Einsatzort, und anderseits erfolgt Güterverkehr auf der Schiene für die Baubranche eher in Ausnahmefällen.

Der Schienengüterverkehr in Deutschland insgesamt ist laut Verband "Die Güterbahnen" kaum vom Streik betroffen, da die Bahn im Güterverkehr auf der Schiene nur noch einen Marktanteil von rund 40 Prozent innehabe. Der angekündigte sechstägige Bahnstreik belaste zwar die Transportlogistik in Deutschland und Europa, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit – allerdings hätten in den vergangenen Jahren viele Unternehmen in der Branche ihre Transporte schon auf die Straße verlagert.

Die Bauwirtschaft verfügt zudem über ausgeprägte Erfahrungen zum Thema Lieferkettenprobleme aus den vergangenen Jahren und hat auf Anforderungen wie Engpässe oder geringere Lieferkapazitäten längst Antworten gefunden – meist ohne die Bahn. Einzig Auszubildende und Beschäftigte, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen, sind vom Streik betroffen. Mancher mag sich die Frage stellen, mit welchem Recht die komplette Personenverkehrs-Republik in Geiselhaft genommen werden darf. Oder was wohl passieren würde, wenn auch alle 930.000 Beschäftigten der Bauwirtschaft bundesweit mit ihrem Arbeitsgerät in Berlin anrollen würden, um auf wirkliche Mißstände hinzuweisen wie den drohenden Verlust zehntausender Arbeitsplätze. Aber vielleicht ist es gerade dann weiser, sich in Geduld zu üben, bis der Spuk ein Ende hat.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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