Kommunaler Wohnbau

Berliner Mieterverein sieht Wien als Vorbild

Berlin (dpa). - Der Wiener Wohnungsbau wird in Berlin bewundert. Einfach kopieren kann die Hauptstadt es nicht, sind sich Fachleute sicher. Manches abgucken kann sich der Senat demnach aber schon.
Wohnen Wohnungsbau
Der Stephansdom im Zentrum der Wiener Innenstadt. Foto: picture alliance/dpa/apa | Roland Schlager

Die österreichische Hauptstadt Wien gilt im Bereich des kommunalen und sozialen Wohnbaus europaweit und auch für Berlin oft als Vorbild - doch ganz so einfach ist das Modell der Österreicher aus Sicht von Fachleuten nicht übertragbar. „Wien ist oft ein Vorbild für Berlin, gerade im Hinblick auf den Wohnungsbau”, sagte die Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, Ulrike Hamann, der Deutschen Presse-Agentur. Wien habe einen „großen Sektor, der nicht nach Gewinnorientierung gewirtschaftet wird, sondern nach Gemeinwohlorientierung. Das fehlt uns in Berlin”.

Etwa die Hälfte der Wiener Bevölkerung lebt in sogenannten Gemeindebauten und Genossenschaftswohnungen, sagte Christian Schantl von der kommunalen Hausverwaltung Wiener Wohnen auf Anfrage. Insgesamt gebe es in der österreichischen Millionenstadt 220.000 Gemeindewohnungen, die der Stadt gehören. Dazu kommen 200.000 Wohnungen, die von gemeinnützigen Genossenschaften verwaltet werden. „Das wird man wahrscheinlich in anderen Städten in der Größenordnung nicht finden”, betonte Schantl.

Nach Angaben der Stadt Wien wurden 2022 insgesamt mehr als 950.000 Wohnungen bewohnt. Etwa 5000 bis 7000 Wohnungen werden laut Schantl jährlich in den beiden kommunalen Segmenten gebaut. In Berlin wurden seit 2014 im geförderten Bereich lediglich rund 21 500 Neubau-Wohnungen bewilligt, teilte Bausenator Christian Gaebler (SPD) auf dpa-Anfrage mit. Mehr als 12.000 Wohnungen seien bezugsfertig.

Der Berliner Mieterverein schaue oft mit „großem Staunen” nach Wien, sagte Hamann vom Mieterverein. In Berlin gebe es im gemeinnützigen Bereich „zu wenige Wohnungen, wir müssen viel mehr bauen”. „Momentan wird vor allem im hochpreisigen Segment gebaut und im unteren Segment viel zu wenig.”

Als „Kapitalfehler” bezeichnet Hamann die zeitlich begrenzte sogenannte Sozialbindung. In Deutschland fallen kommunale Wohnungen nach einer gewissen Zeit aus der Sozialbindung und können zu marktüblichen Konditionen vermietet werden. In Wien gebe es diese Regelung nicht, sagte Schantl.

„Die drängendste "Baustelle" im Land Berlin ist der Rückgang des Sozialmietwohnungsbestandes”, betonte Bausenator Gaebler. Seit 2010 sei der Bestand an Sozialmietwohnungen von mehr als 150.000 auf 90 654 Wohnungen zurückgegangen. „Diesen Verlust müssen wir kompensieren.” Seit 2014 habe das Land Berlin rund 2,3 Milliarden Euro in entsprechende Bewilligungen investiert.

Das Wiener Modell könne jedoch nicht einfach auf Berlin übertragen werden, betonte Schantl. Dem sozialen Wohnbau gehe eine jahrzehntelange Historie voraus. „Wir haben einfach eine völlig andere historische Entwicklung hinter uns. Wir haben einige Fehler Gott sei Dank nicht gemacht.” In Berlin seien in den letzten Jahrzehnten immer mehr Baugrund und Wohnungen verkauft und privatisiert worden, sind sich Hamann und Schantl einig. Wien habe schon Anfang des letzten Jahrhunderts „Boden angekauft und in städtischen Besitz gebracht”, so Hamann.

Was sich Berlin von Wien abschauen könne, seien etwa Maßnahmen zur Dämpfung der gestiegenen Immobilien- und Grundstückspreise. Die Wiener Stadtverwaltung habe die Möglichkeit, „gewisse Areale der Stadt für den geförderten Wohnbau zu reservieren und zu blockieren”, sagte Schantl. Wird auf diesen Arealen gebaut, müssen zwei Drittel unter die Richtlinien des geförderten Wohnbaus fallen.

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