Nürnberg meldet stabile Zahlen
Arbeitsmarkt trotzt negativem Konjunkturtrend

Im Vergleich zum Juli 2021 sank die Zahl der Arbeitslosen um 120.000. Die Arbeitslosenquote betrug 5,4 Prozent, 0,2 Punkte mehr als im Juni. Ohne die Fluchtmigration läge sie bei 5 Prozent. Die Bundesagentur griff für ihre Juli-Statistik auf Daten zurück, die bis zum 12. Juli vorlagen. "Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben im Juli kräftiger zugenommen als jahreszeitlich üblich", sagte Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit.
Dies liege an den ukrainischen Geflüchteten, die zunächst als Asylbewerber eingestuft waren, nun aber in der Grundsicherung erfasst und damit in der Arbeitslosenstatistik auftauchen. "Insgesamt ist der Arbeitsmarkt trotz aller Belastungen und Unsicherheiten weiterhin stabil", sagte Terzenbach. Der Arbeitsmarkt habe sich bereits seit Jahren von der konjunkturellen Entwicklung entkoppelt, betonte er mit Blick auf stagnierendes Wirtschaftswachstum.
Ein saisonaler Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli ist üblich, weil in den ersten Bundesländern schon die Ferienzeit begonnen hat, Einstellungen auf die Zeit nach dem Sommer verschoben werden und Ausbildungsverhältnisse enden. Ohne den Effekt der Ukraine-Flüchtlinge wäre die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr lediglich um etwa 56.000 nach oben gegangen – ein gewöhnlicher Anstieg für die Jahreszeit.
Insgesamt seien mehr als 400.000 Ukrainerinnen und Ukrainer seit Februar in Deutschland neu registriert worden, davon mehr als 100.000 Kinder. Bis zu 80 Prozent seien Frauen. Bisher hätten etwa 26.000 eine Arbeit aufgenommen. Terzenbach geht davon aus, dass sich diese Zahl in den kommenden Wochen und Monaten erhöhen wird.
Laut Bundesagentur waren im Juli 881.000 offene Stellen gemeldet. Das sind 136.000 mehr als vor einem Jahr. "Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist aktuell so gering wie nie", sagte Terzenbach. "Wir sind auf einem Allzeittief." Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau,, Thilo Brodtmann, schlug angesichts des vorherrschenden Fachkräftemangels eine Aufstockung der Arbeitszeit auf 42 Wochenstunden vor.
"Die Erhöhung der Wochenarbeitszeit könnte nicht nur dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu lindern. Sie könnte auch den Sozialkassen helfen, ihre wegen der demografischen Entwicklung wachsenden Finanzprobleme zu reduzieren", sagte er.
- Themen Newsletter Arbeitsmarkt bestellen