Wohn- und Gewerbegebiet Neckerpark

Pflastersteine reduzieren Stickoxide

Baustoffe
Ca. 40.000 m² werden auf dem Areal des NeckarParks neu gepflastert, so wie dieser Gehweg mit dem Stuttgarter Sickerstein.

Stuttgart (ABZ). – Titanoxid in der Vorsatzschicht von neuen Pflastersteinen in einem Gebiet von Stuttgart soll helfen, die Belastung mit Stickoxiden zu senken. Das funktioniert durch eine photokatalytische Reaktion.Stickoxide entstehen überall, wo Öl, Holz, Kohle oder Gas verbrannt werden. Sie gefährden die Gesundheit: Verschiedene epidemiologische Studien haben gezeigt, dass die örtliche Konzentration von Stickoxiden die Zahl tödlich verlaufender Schlaganfälle, Herzleiden und Atemwegserkrankungen erhöhen kann. Die Senkung der Stickoxidemissionen ist daher – insbesondere in Städten – ein zentrales Thema. Als besonders belastete Stadt gilt die baden-württembergische Landeshauptstadt; in Stuttgart wurde in den vergangenen Jahren die zulässige Dauerbelastung von 40 µg/m³ Luft im Jahresmittel regelmäßig und erheblich überschritten. Neben Fahrverboten trifft die Kommune weitere Maßnahmen, um die Belastung nachhaltig in den Griff zu bekommen. Eine davon ist der Abbau von Stickoxiden mit Hilfe photokatalytisch aktiver Betonpflastersteine. Bei der Erschließung des neuen Wohn- und Gewerbegebietes "NeckarPark" kommt bei der Befestigung von rd. 40.000 m² Fahrbahnen und Gehwegen ein spezielles Pflastersystem des Betonwerks Adolf Blatt aus Kirchheim am Neckar zum Einsatz, das mit Hilfe von Sonnenlicht die Stickoxidbelastung nachhaltig verringert.Auf der Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs in Bad Cannstatt entsteht derzeit auf 25 ha das neue Wohn- und Gewerbegebiet Neckarpark. Das Areal wurde im Jahr 2000 im Zuge der Planungen für eine Bewerbung der Region Stuttgart für die Olympischen Spiele 2012 erworben; dort sollte das Olympische Dorf entstehen. Nun soll hier ein vielfältig genutztes und im Hinblick auf energetische und umweltpolitische Zielsetzungen vorbildliches Stadtquartier mit 450 Wohnungen entwickelt werden. Es soll mit lokal vorhandenen regenerativen Energieträgern wie Solarenergie, Erdwärme oder Abwasserwärme versorgt werden und im Vergleich zu Neubaustandards weniger Energie verbrauchen. Ein besserer baulicher Wärmeschutz und die Nutzung von Wärme aus Abwasser und von Strom aus Solaranlagen sollen dies möglich machen. Der lokale Ausstoß von Schadstoffen soll zudem vermieden, Ressourcen und Umwelt sollen geschützt werden.Zentraler Bestandteil der Planungen für das Areal ist darüber hinaus eine Regenwasserbewirtschaftung. Alfred Diem vom Ingenieurbüro diem.baker aus Ditzingen schildert die Hintergründe: "Die Vorgabe lautete, mindestens 90 % der Gesamtniederschläge auf dem Gebiet zu halten, um diese zu nutzen oder vor Ort zu verdunsten. Nur ein "Rest- bzw. Notablauf" von Regenwasser soll aus dem Gebiet erfolgen. Damit soll der natürliche Wasserkreislauf soweit es geht aufrechterhalten und das Erschließungsgebiet vor übermäßigen Hitzeinseln geschützt werden", so Diem.

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Alfred Diem erklärt die Vorteile des Stuttgarter Sickersteins. Fotos: Adolf Blatt

Zur Erfüllung dieser Anforderungen im Zuge der Flächenbefestigung entschieden sich die Planer für zwei Pflastersysteme des Betonwerks Adolf Blatt. Auf den höher belasteten Fahrbahnen kommt das System Cityblock mit dem Format 30 x 20 x 14 cm zum Einsatz, auf den Nebenstraßen und Gehwegen der Stuttgarter Sickerstein im Format 20 x 20 x 10 cm. Alfred Diem erläutert die Bauweise: "Beim System Cityblock handelt es sich eigentlich um einen ganz normalen Pflasterstein; wasserdurchlässig werden die Fahrbahnen erst durch die spezielle Bauweise. Die Fugen werden 8 mm breit ausgebildet und mit einem 1/3er Hartgesteinsplitt ohne Kalkanteil verfüllt. Für die Bettung verwenden wir das gleiche Material in 2/5 mm. Der auf den Gehwegen eingesetzte Stuttgarter Sickerstein dagegen ist aus haufwerksporigem Beton; Niederschläge versickern hier direkt durch den Stein. In beiden Fällen versickert das Wasser in die Tragschicht, die dann wie ein Regenrückhaltebecken wirkt und dafür sorgt, dass das Wasser erst zeitverzögert weiter in den anstehenden Untergrund versickert. Damit beide Steinsysteme funktionieren, wurde der gesamte Aufbau inkl. Oberbau und Tragschichten wasserdurchlässig ausgeführt. Dennoch gelangt kaum Sickerwasser in den Untergrund, da das Regenwasser als Kapillarwasser gespeichert und durch Verdunstung abgebaut wird. Für den Sickerstein beträgt die Durchlässigkeit dauerhaft mindestens 1,77 x 10 –4 m/s und liegt somit deutlich über dem geforderten Wert. Somit ist gewährleitet, dass es auch bei einem 5-jährigen Niederschlagsereignis mit einer 10-minütigen Regendauer zu keinem oberflächigen Abfluss kommt."Die zweite Besonderheit der eingesetzten Steine liegt darin, dass sie Stickoxide abbauen. In den für den Neckarpark produzierten Pflastersteinen sei in der Vorsatzschicht Titandioxid enthalten, erklärt Richard Beck, Projektbetreuer aus dem Hause Blatt. Treffe Licht auf die Pflasterflächen, komme es zu einer photokatalytischen Reaktion, Stickoxide in der Umgebungsluft würden dabei abgebaut. Da sich das Titandioxid als Katalysator selbst nicht verbrauche, könne diese Reaktion beliebig oft wiederholt werden. Als Zuschlagstoff sei Photoment von der Powerment GmbH & Co. KG, Ettlingen, im Beton enthalten. Unabhängige Berechnungen der Technischen Universität Berlin hätten die Wirkung bestätigt. Eine mit diesen Pflastersteinen befestigte Fläche von der Größe eines Fußballfeldes könne ca. 17 g/h Stickoxide abbauen. Durch die photokatalytische Reaktion würden Schmutz oder Moos zudem von Wasser unterspült und würden schlechter haften. Das sehe besser aus und erspare aufwendige Reinigungen.Nachdem die Verlegung der Benzstraße wie auch die Herstellung der Straßen im Inneren des Areals im November 2018 abgeschlossen wurden, folgt mit dem Bau der Straßen entlang der "Grünen Mitte" der dritte Bauabschnitt. Als letzter Abschnitt wird bis zum Jahr 2021 der Quartiersplatz vor dem Stadtarchiv gestaltet.

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