Bomag zur bauma 2022

Viele Neuheiten und volles Programm

Im Interview stellt Ralf Junker, Präsident der Bomag Gruppe, ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga die Neuheiten des Herstellers zur bauma vor und erläutert auch die strategische Ausrichtung des Unternehmens.
Bomag Messen und Veranstaltungen
Ralf Junker ist Präsident der Bomag Gruppe. Foto: Bomag

ABZ: Herr Junker, welche Erwartungen haben Sie an die diesjährige bauma?

Junker: Zuerst einmal ist es endlich wieder eine Chance, sich mit Menschen auszutauschen, was zumindest in dieser Form auf einer Messe jetzt doch seit zweieinhalb Jahren nicht mehr möglich war. Meine letzte Messe war die Conexpo 2020 in den USA. Seitdem hatten wir keine Messe mehr im üblichen Sinne. Und seitdem fehlt eine Plattform zum Treffen, Austauschen und auch um zwanglos mal miteinander zu plaudern. Wir haben natürlich in der Zwischenzeit, als es wieder möglich war, mit Kunden persönlich gesprochen, oder Kunden besuchten uns hier in Boppard. Aber das ersetzt nicht so ein Event wie die bauma, wo man im großen Maßstab ganz viele Leute neu kennenlernt. Die Erwartung haben wir schon an die bauma, und freuen uns auch darauf.

ABZ: Was hat sich an Ihrem Engagement auf der bauma als Aussteller geändert?

Junker: Wir sind am gleichen Standort auf dem Freigelände, wie schon seit vielen Jahren. Die Größe unseres Messeplatzes hat sich nochmals erweitert. Und wir werden uns auf dem Stand etwas anders aufteilen, aber unsere bewährte Grundkonzeption bleibt erhalten.

ABZ: Was sind die Schwerpunkte des Bomag-Messeauftritts auf der bauma?

Junker: Für uns stehen vier Schwerpunkte im Fokus. Das ist zum einen das Thema, das in aller Munde ist – Nachhaltigkeit und CO2-Fußabdruck. Das zweite Thema ist Digitalisierung, das man für Bomag runterbrechen kann in Fahrerassistenzsysteme oder auch Unterstützung der Maschinenbediener. Des Weiteren legen wir den Fokus auf unsere Expertise in der Anwendungstechnik. Wir sehen uns nicht nur als klassisches Maschinenbau-Unternehmen mit ausgeprägter Expertise in den Bereichen Maschinenbau, Hydraulik, Elektronik oder Digitalisierung. Sondern wir können Kunden auch in allen Anwendungsfragen beraten, wie sie ihre Maschinen konkret auf den jeweiligen Baustellen sinnvoll einsetzen sollten, um am Ende den maximalen Nutzen aus den Maschinen ziehen zu können. Wir haben Erfahrungen mit unzähligen Anwendungsfällen, die wir alle mit unserem Produktportfolio abdecken können und dazu beratend aufzeigen können, wie man eine Straße sinnvollerweise aufbaut und herstellt.

ABZ: Und die vierte Kategorie?

Junker: Wir präsentieren auf der bauma wieder zahlreiche wegweisende Innovationen. Wir sehen uns in den Branchen, in denen wir aktiv sind, speziell den Straßenbau, als Innovations- und Technologieführer. Das Thema Innovation ist deshalb natürlich verpflichtend für uns, das wurde uns vom Firmengründer 1957 praktisch schon in die Bomag-DNA implantiert. Und da ist natürlich die bauma genau die Plattform und die Stelle, wo wir Innovationen zeigen werden.

ABZ: Der Bereich elektrisch betriebene Maschinen spielt eine große Rolle auf der diesjährigen bauma. Wie geht Bomag mit dem Thema um?

Junker: Für uns ist das Thema elektrische Antriebe nicht neu. Wir gehen dort nun den Schritt von Klein nach Groß. Wir hatten zur letzten bauma schon einen Stampfer mit Akkubetrieb gezeigt. Mittlerweile ist das Gerät in Serie und seit diesem Jahr auch im Markt etabliert. Dieser Richtung folgend geht es nun für uns zu größeren Maschinen, die wir elektrifizieren werden. Die Marktnachfrage ist momentan zwar nur punktuell, da erwarten wir keine großen Stückzahlen – aber wir merken, dass sich im Markt ganz viel bewegt, besonders im Bereich des Light Equipments, hier sind Elektroantriebe immer gefragter und wir sehen das Interesse an diesen Maschinen in der Gewichtsklasse nach oben ansteigend. Die spannende Frage ist, wohin die Batterietechnologie entwickelt wird, wie weit Elektrifizierung geht und ab wann Wasserstoffantrieb sinnvoller ist. Denn je schwerer eine Maschine wird, desto schwieriger wird es, diese mit einem Akku oder einer Batterie anzutreiben.

ABZ: Bomag arbeitet also auch an größeren elektrischen Antrieben?

Junker: Ja selbstverständlich. Da sind wir aber, was die Batterieentwicklung betrifft, in bestimmten Gewichtsklassen noch nicht so weit, dass wir das im Markt präsentieren. Das sind Themen der Zukunft. Zur bauma haben wir da noch Überraschungen, das möchte ich aber noch nicht vorwegnehmen.

ABZ: Sie sagten, die Nachfrage nach elektrisch angetriebenen Geräten sei punktuell und dass sich am Markt viel bewegt. Woher soll die Nachfrage kommen?

Junker: Möglicherweise wird es von der Regierungsseite Förderprogramme geben, wie etwa bei der Automobilindustrie für Elektroautos. Aber wir sehen vor allem, dass es global Bündnisse von Großstädten wie Amsterdam, Los Angeles oder Tokio gibt, weltumspannende Netzwerke, die sich dem Thema verschreiben und die dann ihrerseits Vorgaben setzen. Zum Beispiel Amsterdam – dort werden nur noch Geräte und Baumaschinen innerstädtisch bevorzugt eingesetzt, die keine Verbrennungsmotoren haben. Und das wird irgendwann einen sehr starken, schnellen Aufschwung nehmen. Vielleicht noch nicht nächstes Jahr, aber in zwei drei Jahren wird das real werden.

ABZ: Wie stellt sich Bomag zu den Themenbereichen Nachhaltigkeit/CO2-Fußabdruck auf?

Junker: Der Bereich Carbon Footprint betrifft natürlich auch uns. Auch wir möchten unseren Beitrag leisten: Wir investieren beispielsweise momentan hier am Standort Boppard in Photovoltaik. Auch weil nachhaltiges Handeln mehr und mehr in den Fokus unserer Kunden rückt. Mit unseren bewährten Technologien Ecomode und Ecostop helfen wir unseren Kunden dabei, Ressourcen zu sparen, die Umwelt zu schonen und gleichzeitig Kosten zu senken. Anderes Beispiel: Nachhaltige innovative Lösungen wie das Bomag Ion Dust Shield verringern die Feinstaubbelastung auf der Baustelle. Diese Technologie gibt es auch für die neuen Kaltfräsen der BM/65 Serie, die wir auf der bauma 2022 präsentieren.

ABZ: Wie steht Bomag zu alternativen Antriebskonzepten?

Junker: Hybridantriebe sind bei Bomag eine Selbstverständlichkeit. Damit meinen wir aber nicht elektrische Hybridantriebe, wie man sie aus der Automobilindustrie kennt, sondern hydraulische Hybride. So etwas haben wir vor 20 Jahren in die erste große Tandemwalze gebaut. Beim Bremsvorgang wird die Energie aus dem Erregersystem dazu genutzt, Öl in einen Druckspeicher zu pumpen, welches wiederum freigesetzt werden kann, wenn Energie benötigt wird. Die Technologie ist bewährt. Wir hatten zur letzten bauma eine neue hybride Tandemwalze vorgestellt. Diese Technologie haben wir weiterhin im Portfolio und werden sie auch weiterentwickeln. Energiesparmöglichkeiten ergeben sich aber auch noch immer über den Einsatz von klassischen Motoren, und in diesem Segment ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen.

ABZ: Das Thema Digitalisierung ist nach wie vor eines der Kernthemen der bauma. Sie nannten eingangs dazu den Bereich Fahrerassistenzsysteme. Was können Kunden da von Bomag erwarten?

Junker: Wie ich schon andeutete ist es unser Hauptanliegen, die Maschinenführer in ihrem Arbeiten zu unterstützen und Funktionen auszulagern, um sie zu entlasten. Da geht es um Dinge wie Arbeitssicherheit, also dass die Maschine selbst erkennt, ob sich ein Hindernis im Arbeitsbereich befindet und dann automatisch gestoppt wird. Dies so sanft wie möglich, so stark wie nötig – um neu eingebauten Asphalt nicht zu beschädigen Bei Assistenzsystemen geht es aber auch darum, dem Maschinenführer eine Übersicht über das Ergebnis seiner Arbeit zu geben. Also wie gut hat er verdichtet, wo muss er noch verdichten, wo muss er noch nacharbeiten?

Kommen weitere Maschinen dazu, wie zum Beispiel Fertiger, sind wir beim Thema Baustellenvernetzung und somit auch nicht mehr nur beim Fahrer und Bediener der Maschine, sondern auch beim Bauleiter. Zur letzten bauma 2019 hatten wir ja bereits BOMAP vorgestellt, die App zur Verdichtungskontrolle in Echtzeit. BOMAP Connect war dann in 2021 die nächste Ausbaustufe, bei der nicht nur eine Maschine, sondern alle am Verdichtungsprozess beteiligten Maschinen an der vernetzten Kontrolle und Dokumentation teilnehmen. Zur bauma werden wir weitere digitale Möglichkeiten zeigen, die dabei helfen, Daten in Echtzeit zu sammeln und so den Baustellenprozess zu optimieren. Grundlage hierfür ist Joblink, unsere offene Schnittstelle, die auch mit Maschinen anderer Hersteller kompatibel ist.

ABZ: Was wollen Sie mit Joblink erreichen?

Junker: Mit dem Thema Joblink bereiten wir uns darauf vor, Anwendungen umfangreicher zu gestalten, um damit eine komplette Baustelle organisieren zu können. Joblink ist unser Werkzeug, um Prozessdaten von Arbeitsmaschinen digitalisieren zu können. Und das fängt eben mit einer einfachen App an, die sich alle herunterladen können und mit der dann etwa die Bediener von Walzenzügen unterstützt werden können. Über Joblink werden in dieser App zusätzliche technische Daten angezeigt. Auch Maschinen anderer Hersteller innerhalb der Flotte vernetzen sich, können ihre Überfahrten liefern und so dazu beitragen, dass ein Verdichtungsnachweis über die gesamte Baustelle erzeugt wird. Diese Daten können archiviert werden – der Baustellenbetreiber kann aber auch damit die Qualität der Baustelle gegenüber seinem Kunden dokumentieren. Joblink ist das Fundament für ein zukünftiges Baustellen-Kontrollsystem.

ABZ: Das aber noch keinen Namen hat?

Junker: Das hat einen Namen, den wir aber erst auf der bauma publizieren werden.

ABZ: Was steckt denn hinter dem Ausbau der Service Communication Plattform?

Junker: Der Begriff "Service Communication Plattform" ist bei uns bewusst in Anführungsstrichen geschrieben, da es sich nicht um eine online Plattform im klassischen Sinne handelt. Vielmehr ist dies ein breites Thema, das verschiedene Service-Konzepte beinhaltet. Unser Ziel ist es, dass wir dem Kunden über die verschiedensten Wege unkompliziert die Möglichkeit geben, sich mit unserem Service-Team in Verbindung zu setzen. Egal, ob nun per Telefon, E-Mail, Videokonferenz oder Ticketing. Hierzu haben wir in der Vergangenheit bereits einige Lösungen vorgestellt, unter anderem die Möglichkeit für den Kunden, eine Spezialbrille aufzusetzen, so dass unser Service-Mitarbeiter online alles, was vor Ort ist, im Detail sehen und so sehr viel schneller passende Anweisungen geben kann. Zur diesjährigen bauma werden wir nun weitere Bausteine aus unserem Service-Angebot präsentieren, sowohl im Bereich der Maschinentechnologie als auch digitale Servicelösungen.

ABZ: Nächstes Stichwort zur Digitalisierung bei Bomag, was bedeutet myCockpit?

Junker: Das werden wir mit dem neuen Kabinenkonzept der schemelgelenkten Tandemwalzen BW 154 und BW 174 erstmals vorführen. Integraler Bestandteil des Kabinenkonzeptes ist das neue Touch Display mit AdvancedCompact. Sie kennen so etwas schon von Smartphones, nämlich dass man sich seine Oberflächen und Apps individuell einrichten kann. Die Bedienoberfläche kann individuell konfiguriert werden, mit verschiedensten Parametern. Es ist auch möglich, bestimmte Bedienelemente weiterhin per Schalter oder Drehknopf zu bedienen. Ob Touch, Dreh-Drückschalter oder klassischer Joystick, der Walzenführer entscheidet selbst, wie er die Walze bedienen möchte. Beginnend mit den Maschinen BW 154 und 174 wird das Konzept zukünftig auf alle Produkte ausgerollt.

ABZ: Was gibt es noch an neuen Geräten zur bauma?

Junker: Im Bereich Light Equipment zeigen wir als besondere Highlights unter anderem den BT 60 e Akku-Stampfer und die vorwärtslaufende Rüttelplatte BR 95. Die leichte und agile Rüttelplatte mit viereckiger Grundplatte und abgerundeten Ecken ist wie geschaffen für Verdichtungsarbeiten auf kleinstem Raum, wovon sich Besucher auf der bauma selbst überzeugen dürfen.

ABZ: Kommen wir zu einem anderen aktuellen Thema. Inwieweit betreffen Bomag Lieferkettenprobleme oder eine mögliche Gas-Unterversorgung?

Junker: Im Bereich Lieferketten ist das ein tägliches Bemühen. Seit fast anderthalb Jahren behindern uns Verfügbarkeitsprobleme im globalen Containerverkehr und Verdopplungen von Lieferzeiten; andererseits sehen wir uns mit starken Preiserhöhungen konfrontiert. Das setzt sich nun in einer Verknappung von Komponenten, die wir international einkaufen, etwa Motor- und Hydraulikteilen, fort. Eine solche Situation habe ich in 34 Jahren jetzt zum ersten Mal kennengelernt: auf der einen Seite haben wir diese Verknappung, auf der anderen Seite aber einen globalen Boom auf dem Baumaschinenmarkt. Erschwerend wirkt sich auch noch der Ukraine-Krieg mit einer Verknappung im Stahlmarkt aus. In unseren Fabriken führt das dazu, dass wir im Grunde jeden Tag die Reihenfolge der Fertigungsprozesse überprüfen müssen – je nachdem welche Teile verfügbar sind. Da müssen wir häufig umplanen oder neu organisieren – eine Stärke der Bomag. Das fordert aber nicht nur uns heraus, sondern alle unsere Wettbewerber und Marktbegleiter.

ABZ: Welche Rolle spielt der Aspekt Energieversorgung in ihrem Unternehmen?

Junker: Das ist noch kein Problem. Aber wir bereiten uns momentan darauf vor und rüsten hier am Standort einiges um. Wir verwenden Gas als Rohstoff einmal für die Wärmeversorgung und auch als Rohstoff in der Fertigung, etwa um Prozesswärme herzustellen bei der Lackierung oder bei Beschichtungen. Da suchen wir momentan nach einer Alternativlösung.

ABZ: Was sind Ihre strategischen Ziele für das nächste Jahr?

Junker: Also wir sehen fürs nächste Jahr weiterhin ein Wachstum – aber nicht in jedem Markt gleichermaßen. Die große Herausforderung wird sein, die erhöhte Nachfrage zu versorgen, eine Verfügbarkeit herzustellen. Und dann wird man – nachdem 20, 30 Jahre lang stark das Thema Globalisierung forciert wurde – an manchen Stellen umdenken müssen.

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