Einsatz der Rundschalung
Sicherer Mantel für Turm der Urfttalsperre
Dazu erhielt er einen Betonmantel. Um die Betoniergeschwindigkeit zu erhöhen, wurde die Schalung laut Paschal doppelt gesichert: Die TTR wurde mit einem Ringgurt versehen, um die Frischbetondruckkräfte aufzufangen. Zusätzlich wurden Anker angebracht, um die Schalung an der bestehenden Turmmauer zu befestigen. Mittels der Kombination dieser beiden Methoden gelang es, den Turm in sieben Takten à 2,9 m Höhe zu schalen.Vor mehr als 120 Jahren wurde die Urfttalsperre mit ihren drei Grundablasstürmen errichtet.
Die älteste Sperre in der Nordeifel war zu Beginn des 20. Jahrhunderts die größte Talsperre Europas. Ein Jahr nach der offiziellen Inbetriebnahme erschien am 19. Oktober 1906 sogar Kaiser Wilhelm, weiß der Pressesprecher des Wasserverbands Eifel-Rur, Marcus Seiler. Im Herbst 2020 wurden zwei der drei Türme mit einer stahlbewehrten Betonschale von innen erdbebensicher gemacht. Die Sanierung des dritten Turms, der neben der Staumauer im Fels steht, wurde im Herbst 2023 in Angriff genommen, da die Vorbereitungen sehr viel aufwändiger waren.
Da sich der Schieber, mit dessen Hilfe das Wasser abgelassen wird, im Inneren des Turms befindet, musste die Sanierung von außen erfolgen. "Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da hierzu das Wasser der Talsperre bis zu dem Niveau, auf dem der Turm aus dem Wasser herausragt, abgelassen werden musste", erläutert Seiler.
Auf vulkanischem Gestein
Die Eifel befindet sich auf vulkanischem Gestein und ist daher ein Erdbebengebiet, auch wenn die dort lebenden Menschen davon in der Regel nichts mitbekommen. "Ein Turm könnte durch ein äußerst starkes Erdbeben ins Schwanken geraten und dadurch Schaden nehmen", sagt der Pressesprecher. Der Wasserverband Eifel-Rur beauftragte die Bauunternehmung Bruno Klein aus Jünkerath in Rheinland-Pfalz damit, den Grundablassturm erdbebensicher zu machen. Bedingt durch die steile Böschungsneigung mit großen Höhenunterschieden, stellte sich das als eine logistische Herausforderung für die Baufirma dar, denn sie musste den Kran auf einem Plateau unmittelbar neben der Staumauer nahe des knapp 20 m hohen Schieberturms platzieren. Um den neuen Betonmantel einzuschalen, entschied sich das Unternehmen für den Einsatz der Trapezträgerrundschalung (TTR) von Paschal.
Zwar hatte die Bauunternehmung Bruno Klein schon des Öfteren eine Kletterschalung im Brückenbau und Ingenieurbau im Einsatz, aber dieser Auftrag war nicht alltäglich für das Familienunternehmen. "Das Umsetzen der Bühnenelemente und der Absturzsicherung mit Hilfe des Krans war schon eine besondere Herausforderung in diesem unwegsamen Terrain. Und eine Rundschalung mit diesem engen Radius an einem Turm zu handhaben war für uns ebenso nicht alltäglich", bestätigt
Theo Mies, Bauleiter bei Klein und verantwortlich für dieses Projekt. Daher sei es vorteilhaft gewesen, dass die Experten von Paschal mit Hand anlegten und die Mitarbeiter von Klein bei den ersten Takten unterstützten. Richtmeister Martin Ketterer – seit 28 Jahren bei Paschal tätig – und sein Kollege Markus Schmitt waren für zwei Tage aus dem Schwarzwald angereist. Ketterer sagt: "Wir gaben dem Team von Klein eine Aufbauanleitung und halfen dabei, die Bühnenkonsolen und Beläge mit aufzubauen, die Schalung einzurichten und die Kletterbühne, die als Arbeits- und Schutzgerüst dient, einzuhängen. Das war bei dem engen Radius nicht ganz einfach, da die Schienen bei der Rundschalung trapezförmig nach außen verlaufen."
Neun Schalelemente
Der Durchmesser der benötigten Schalung betrug nur 3,8 m. Die neun Schalelemente der TTR – insgesamt 34 m² Schalung – wurden auf Maß im Paschal-Werk in Steinach auf den Außenradius abgestimmt hergestellt und vor Ort geliefert. Bauleiter Theo Mies bestätigt, dass seine Mitarbeiter von der Beratung profitierten: "Schon das Angebot und Leistungsverzeichnis selbst waren sehr detailliert und gut ausgearbeitet. Vor Ort wurden meine Mitarbeiter so gut angeleitet, dass sie für die restlichen Takte die Schalung problemlos handhaben und versetzen konnten. Georg Hager, der uns während des gesamten Projekts fachlich zur Seite stand, war jederzeit für uns erreichbar und hat dafür gesorgt, dass die Teileversorgung reibungslos klappte und es zu keiner Zeitverzögerung kam. Auch mein Polier Hans-Gerd Schneider, der am Anfang etwas skeptisch war, wusste nur Gutes zu berichten und war sehr zufrieden mit der Unterstützung vor Ort."
Die Tatsache, dass die Außenschalung spannstellenlos angebracht werden musste, erwies sich als besondere Herausforderung beim Schalen des Grundablassturms. Die Abteilung Sonderschalung fand dabei laut eigener Aussage eine Lösung, um den Frischbetondruckkräften, die beim Betonieren entstehen, entgegenzuwirken und die gleichzeitig dafür sorgte, dass man keine Einbußen bei der Betoniergeschwindigkeit hinnehmen musste. "Unsere Schalplaner hatten sich hierzu eine Ringkonstruktion ausgedacht", berichtet Hans-Peter Steiner. Der Leiter des Trainingsdepartment von Paschal erläutert weiter: "Einzelne Stahllaschen wurden dabei zu einem Ring beziehungsweise Stahlgurt verschraubt. Der geschlossene Schalungsring nimmt dann die Zugspannungen auf. Im Prinzip ist das vergleichbar mit einem Holzfass, das durch die außen angebrachten Stahlringe seine Stabilität erhält."
Diese Ringkonstruktion nimmt also die Zugkräfte auf, wenn der zähflüssige Beton eingebracht wird. Das alleine reicht aber noch nicht aus. Richtmeister Martin Ketterer: "Je schneller man in die Höhe betoniert, desto stärker wird der Druck des Frischbetons. Alleine mit dem Ringgurt hätte die Schalung dem Druck nicht Stand gehalten und man hätte nur langsam in die Höhe betonieren können. Wir haben mit sechs Ankern gearbeitet und zusätzliche Spannstabe mit in den Bestand eingebracht. So schalt man praktisch wieder doppelhäuptig, weil ein Gegendruck erzeugt wird."
Doppelte Sicherung
Mit dieser doppelten Sicherung – Verankerung plus Ringgurt – war es möglich, den Frischbetondruck aufzufangen und die Betoniergeschwindigkeit zu erhöhen. Sehr zur Zufriedenheit von Theo Mies. "Ohne Anker hätten wir in einem Takt nur maximal einen Meter in die Höhe betonieren können; so konnte man die volle Höhe von 2,9 Metern direkt in einem Zug betonieren", so der Bauleiter. Durch das zügigere Betonieren sei auch die Betonqualität besser und es entstanden keine sichtbaren Ansätze an der Betonoberfläche.
Auch wenn man mit der Schalung von Paschal sieben Mal nach oben wanderte, handelte es sich laut Unternehmen streng genommen nicht um eine Kletterschalung. Aufgrund des beengten Raums wurde die Schalung zwischen den Takten am Boden abgesetzt, während die Bühnen separat nach oben versetzt wurden. "Im Prinzip sind wir schon geklettert. Das Absetzen der Schalung am Boden ließ sich nicht vermeiden. Aus Platzgründen konnten wir sie nicht nach hinten verfahren, um die Armiereisen zu setzen", betont Martin Ketterer. "Die Schalung wurde zwischen den Schalungs-Takten gereinigt und biologisch abbaubares Trennmittel aufgetragen – das ließ sich besser im Baustelleneinrichtungsbereich erledigen", fügt Theo Mies hinzu.Am 20. November 2023 war es soweit. Der Betonmantel für den Schieberturm war fertig geschalt.