Innendämmung mit Poroton-WDF

Denkmalgeschützte Gebäude energetisch sanieren und umnutzen

Coburg (ABZ). – Die denkmalgeschützte Kühlhalle des ehemaligen Coburger Schlachthofs wurde nach einer behutsamen Generalsanierung zu einer neuen Heimat für Gründer, Kreative und Freiberufler. Die energetische Ertüchtigung der Fassade erfolgte als Innendämmung mit Poroton-WDF von Schlagmann Poroton, einer robusten und hoch wärmedämmenden Ziegelschale mit Perlitfüllung, wie der Hersteller erklärt.
Poroton Dämmstoffe
Die Bauarbeiten starteten Anfang Oktober 2020 und schritten so schnell voran, dass die Übergabe an den Bauherren frühzeitig im Dezember 2021 erfolgen konnte. Foto: Karsten Schöne/Raab Baugesellschaft

Einen enormen Aufschwung erfuhr die Stadt Coburg im 19. Jahrhundert im Zuge des Eisenbahnbaus 1858, der die Residenzstadt mit Thüringen und Bayern verband. Die darauffolgende Industrialisierung führte zu einem rapiden Anstieg der Bevölkerungszahl und einer in der Folge hohen Bautätigkeit in den nächsten Jahrzehnten. So entstanden neben neuen Wohnquartieren auch zahlreiche Infrastruktureinrichtungen, wie etwa 1880 der Schlachthof, der am Stadtrand zwischen den Bahngleisen und dem Fluss Itz errichtet wurde.

Zur ungefähr selben Zeit wurde mit dem Bau eines Güterbahnhofes südlich des Schlachthofes und der Erschließung dieses Areals begonnen. Eine wirtschaftlich erfolgreiche Zeit entwickelte sich dort, auch durch die Ansiedlung weiterer Industrie- und städtischer Versorgungsbetriebe, bis Ende des 20. Jahrhundert die Bahnreform das Aus für den Güterbahnhof bedeutete. Auch der Betrieb des Schlachthofes wurde 2013 eingestellt.

Seit seiner Schließung lag der Schlachthof brach, die meisten Gebäude des Areals wurden abgerissen. Übrig geblieben ist neben der alten Direktorenvilla und der ehemaligen Gaststätte nur noch die Kühlhalle. Lange wusste man nicht, was aus den Gebäuden sowie dem gesamten Areal werden sollte. 2018 entschied sich der Stadtrat für eine städtische Lösung und beauftragte die Coburger Wirtschaftsförderung (Wifög) mit der Entwicklung. Diese plante auf dem gesamten Areal ein "Leuchtturmprojekt", in dem sich "Wirtschaft, Wissenschaft, Dienstleistung und Kultur ergänzen und befruchten". Gestartet werden sollte mit Kühlhalle und Villa als "Eingangstor" die Entwicklung des Areals. Fassaden und Gebäudestrukturen sollten erhalten bleiben, denn die Stadt wünschte eine "authentische Sanierung". Anfang Oktober 2020 erfolgte der offizielle Baubeginn.

Die neuen Bewohner standen frühzeitig fest: Genutzt werden sollte die Kühlhalle von der Hochschule Coburg mit ihrem Projekt "CREAPOLIS" und dem für alle Studierenden und Bürger offen stehenden "Makerspace" sowie dem digitalen Gründerzentrum "Zukunft.Coburg.Digital", die im Obergeschoß einen Co-Working-Space für Existenzgründer geplant hatten. Die Umgestaltung der Kühlhalle verkörpert damit den ersten Baustein des zukünftigen Prinz-Albert-Campus, der in den nächsten Jahren auf einem Großteil des Schlachthof-/Güterbahnhof-Areals als Transfer- und Kulturterminal der Hochschule Coburg entstehen soll.

2018 bezog die Hochschule die alte Villa auf dem Gelände, um von dort aus an der Neunutzung und Sanierung der alten Halle mit zu entwickeln. Damit kam auch die Baugesellschaft Raab aus dem 30 km entfernten Ebensfeld mit ins Boot, ein mittelständisches Bauunternehmen, das in den letzten Jahren viele Auszeichnungen für seine hervorragende Arbeit erhielt – aktuell den Sonderpreis Nachhaltigkeit des Deutschen Baupreis 2022. Geschäftsführerin Gisela Raab, Impulsgeberin für zahlreiche kommunale, wirtschaftliche und städtebauliche Entwicklungen, steht als ehemalige Bauingenieurstudentin und zugleich Kuratoriumsmitglied im engen Kontakt zur Hochschule und wurde von Professor Stübbe, der mit seinem Lehrstuhl das Projekt begleitet, zur Teilnahme an der Ausschreibung gebeten. Zusammen mit dem Architekturbüro Bär/Kühhorn aus Nürnberg und weiteren langjährigen Partnern gründete Raab Bau eine Bietergesellschaft, da die Angebotsabgabe hier bedeutete, gleichzeitig mit hohen Kosten in Vorleistung zu gehen. Letztendlich überzeugten das Konzept, die Qualität der Projektierung und auch die Budgetierung des Teams um Gisela Raab die Stadt und so konnte am 8. Oktober 2020 der offizielle Start der Bauarbeiten trotz Corona-bedingter Verzögerungen erfolgen.

Der Schlachthof wurde seit seiner Gründung 1880 bis in die 1970er Jahre mehrmals umgebaut und erweitert, die Kühlhalle selbst wurde 1928 errichtet. Das zu sanierende knapp 73 m lange Hallengebäude ist als konischer Riegel mit zwei Geschossen und Walmdach in Richtung Osten parallel zum Fluss Itz ausgerichtet. Die vorgefundene Bausubstanz war trotz jahrelangem Leerstand in gutem Zustand. Wichtig war dem Bauherrn, dass der Charakter des Gebäudes erhalten blieb. Das Vorhandene sollte im Sinne der Nachhaltigkeit, wo immer möglich, wieder verwendet, neu interpretiert und wieder eingesetzt werden. Um möglichst große Räume für den Nutzungszweck der beiden Mieter zu erhalten, wurden Zwischenwände entfernt und ein neuer großzügiger Grundriss gesetzt. Die vorhandene Bodenplatte wurde durch einen dünnen Aufbau mittels einer zementgebundenen Perlite-Schüttung auf ein einheitliches Niveau gebracht. Die Bestandsdecken wurden als Schalung für die neuen genutzt. Die alten Stützen konnten erhalten werden und wurden ertüchtigt, damit sie die neu eingezogenen Betondecken tragen können. Der Dachstuhl war vollends intakt und wurde nur einheitlich weiß gestrichen.

Die Fenster, die viel zum ursprünglichen Charakter des Gebäudes beitragen, wurden in ihrer Form beibehalten und durch neue Sprossenfenster mit kontrastierenden Rahmen ersetzt.

Zum industriellen Charme passen auch die weißen Wände, anthrazitfarbene Gussbetonböden und Metallgeländer. "Bei so einem Projekt braucht man Leidenschaft fürs Ganze und für jedes Detail", so Erich Zenglein, technischer Bereichsleiter "Schlüsselfertiges Bauen" bei Raab Bau, der die Sanierung der "Alten Kühlhalle" als Projektleiter betreute. "Solche Projekte gehen nur, wenn man mit Herzblut dabei ist. Egal, wann ich hier wieder reinkomme, an jeder Ecke werde ich daran denken, wie wir nach Kompromissen gesucht und was wir für Lösungen gefunden haben. Dieser emotionale Anker wird immer bleiben." Auch die Außenhülle blieb bestehen. Um die Fassade der denkmalgeschützten Halle nicht zu verändern, wurde sie nach Angaben des Projektleiters mit einer Innendämmung aus Poroton-WDF-80, einer dem Hersteller zufolge robusten, keramischen Wärmedämmfassade, die aus einer perlitgefüllten Ziegelschale besteht, versehen. Die Wahl des Baustoffes fiel von Seiten des Bauherrn und der Planer bereits sehr früh in der ersten Planungsphase des Projekts. Ziegelschale plus Perlitfüllung punkten demnach vor allem unter bauphysikalischen Aspekten mit ihrer Diffusionsoffenheit und einem systemgerechten Aufbau zur Bestandswand. Der U-Wert der Außenhaut konnte damit auf 0,65 W/m²K gesenkt werden. Im Gegensatz zu anderen Dämmsystemen wird das System nicht an die bestehende Wand geklebt, sondern freistehend davor aufgemauert. Die Verarbeitung der WDF konnte deshalb auf beiden Geschossen schnell und einfach in bewährter Planziegelbauweise erfolgen, die den qualifizierten Verarbeitern von Raab Bau leicht von der Hand geht, weil sie diese von ihren Neubau-Projekten bereits kennen, betonen die Beteiligten. Dabei konnte auch intakter Bestandsputz bestehen bleiben. Eventuelle Probleme durch lose Putzstellen wurden ebenso vermieden wie die Unebenheiten und unterschiedlichen Wanddicken der Bestandswände während des Versetzens der WDF-Ziegel ausgeglichen. Elektroinstallationen konnten mit dem richtigen Werkzeug sicher ausgeführt werden. Weder Gewebeeinlagen noch Folienabdichtungen sind bei diesem Wandaufbau erforderlich, erklärt der Hersteller.

Ein weiteres Argument, das für die Verwendung der Poroton-WDF in dem öffentlich genutzten Gebäude sprach, ist die hohe mechanische Stabilität und Widerstandsfähigkeit, betonen die Verantwortlichen. Das beweise die erfolgreiche Prüfung des Systems auf seine "Ballwurfsicherheit" in Anlehnung an die "DIN 18032-3 Sporthallen – Hallen für Turnen und Spielen und Mehrzwecknutzung.

Poroton-WDF von Schlagmann Poroton ist in den Stärken 180, 120 und 80 mm lieferbar. Sie überzeugt dem Hersteller zufolge im Vergleich zu herkömmlichen Dämmsystemen durch eine robuste, langlebige Konstruktion sowie sehr niedrige Instandhaltungskosten. Die massive Ziegelwand ist mit dem natürlichen Dämmstoff Perlit gefüllt, einfach und sicher in der Verarbeitung. Außerdem bietet sie einen hohen Brandschutz. Das System erfüllt nach Angaben des Herstellers alle Aspekte einer baubiologisch sinnvollen und ökologischen Wärmedämmung. Es trage dazu bei, Energiekosten erheblich zu reduzieren und steigere den Wert einer Immobilie. Poroton-WDF ist ein diffusionsoffenes, kapillaraktives Innendämmsystem. Die porige Struktur des mineralischen Baustoffs ermöglicht demnach eine optimale Feuchtepufferung im Innenraum und schafft auf diese Weise ein angenehmes Raumklima.

Weitere Pluspunkte der Poroton-WDF sind laut Hersteller Wärmeschutz, Feuchteschutz und ein einheitlicher Putzgrund; dazu kommen noch Aspekte wie Wohngesundheit und Brandschutz. Das natürliche Material sei frei von Schadstoffen und Ausdünstungen, verhindere Schimmel und Veralgung. Seit 2020 ist das System auch als klimaneutrales Bauprodukt vom TÜV Nord zertifiziert.

Ein Leuchtturmprojekt für Wirtschaft, Wissenschaft, Dienstleistungen und Kultur.

Gussbetonböden und Metallgeländer erhalten den industriellen Charme.

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