Keine Entspannung bei Wohnungsbaukrise

Entschlossenes Handeln eingefordert

Berlin (ABZ). – "Während die Order im Hochbau von der schwachen Nachfrage im Wohnungsbau gezeichnet sind, sehen wir im Tiefbau eine positive Entwicklung. So mussten die Unternehmen im Wohnungsbau Auftragsrückgänge von nominal 13,5 Prozent, real von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verkraften", kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), die jüngst vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe für das Jahr 2023.

"Unsere verhaltene Umsatzprognose wird leider bestätigt. Die nominal schwachen Zuwächse wurden 2023 durch die starken Materialpreissteigerungen aufgezehrt. Auf das laufende Jahr schauen wir mit gemischten Gefühlen – wir erwarten einen weiteren preisbereinigten Umsatzrückgang von 3,5 Prozent. Und dass, obwohl der Bedarf an Bauleistungen ungebrochen hoch ist." Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, die jüngst veröffentlichten Konjunkturindikatoren für den Bau.

Deutsche Bahn investiert

Die Order im Tiefbau legten dagegen nominal um 12 Prozent und real um 3 Prozent zu. Pakleppa: "Im Tiefbau tragen Projekte aus dem Gewerbebau, zur Mobilitätswende sowie zur Energiewende die Entwicklung. So sind im Jahresverlauf Großprojekte im Öffentlichen Nahverkehr, aber auch für den Stromtrassenausbau in Auftrag gegangen." Auch die Deutsche Bahn investiere weiter in ihr Schienennetz. Die Order im Wirtschaftstiefbau schlagen nominal mit + 26 Prozent zu Buche. Insgesamt legte die Baunachfrage demnach um nominal 3 Prozent zu. Sie verlor real um gut 4 Prozent.

Das Bild der Branche bleibe nach wie vor vielschichtig, sagte Müller: "Trotz der eingetrübten Zahlen bleiben die Unternehmen standhaft und sind zweckoptimistisch. Denn Wohnungen werden dringend gebraucht. Kaum ein innenpolitisches Thema wird in den kommenden Monaten und auch im Bundestagswahlkampf 2025 eine solch brisante Rolle spielen."

Der Auftragseinbruch im Wohnungsbau habe bis Ende 2023 noch nicht voll auf die Umsatzentwicklung durchgeschlagen, da die Unternehmen noch von ihren Auftragsbeständen zehren könnten, die jetzt aber aufgebraucht seien, fasst der ZDB zusammen. So erreichte der Umsatz im Wohnungsbau etwa 58 Milliarden Euro, nominal einen Rückgang um 6 Prozent, real um 12 Prozent. Im Schlussquartal 2023 hat die Umsatzentwicklung aber bereits deutlich nachgegeben. Hier lag der nominale Rückgang bei 10 Prozent. Für die nächsten Monate ist zu befürchten, dass der Negativtrend anhält.

"Umso wichtiger ist es, dass die im Dezember 2023 gestoppten KfW-Förderprogramme für den klimafreundlichen Wohnungsneubau nun wieder anlaufen. Dies kann allerdings nur begrenzt Investitionen reanimieren. Hier braucht es dringend weitere Maßnahmen. Die zusätzlich angekündigten Förderprogramme müssen schnellstens kommen", sagte Pakleppa.

Kein Verständnis für Verzögerungen

Kein Verständnis habe der Verband für die Verzögerungen bei der Umsetzung des Wachstumschancengesetzes. Hier die Bauwirtschaft gegen die Landwirtschaft auszuspielen, sei unverantwortlich. Die Investoren im Mietwohnungsbau setzten auf die verbesserten Rahmenbedingungen. "Ohne bessere Baubedingungen werden wir auch keine spürbaren Impulse sehen. Es muss endlich entschlossen gehandelt werden in der Wohnungsbaupolitik", so Pakleppa weiter.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes erreichte der Umsatz im Bauhauptgewerbe im vergangenen Jahr insgesamt etwa 162,6 Milliarden Euro, nominal ein Zuwachs um gut 1 Prozent, real ein Rückgang um 5 Prozent. Der Umsatz im Wirtschaftsbau kommt auf 60 Milliarden Euro, nominal ein Plus um 5,5 Prozent, real ein Rückgang um 1 Prozent. Die Umsätze im öffentlichen Bau erreichen 45 Milliarden Euro, nominal ein Plus um 6 Prozent, real ein Rückgang um 1 Prozent. Die Preisentwicklung für Bauleistungen lag im Jahr 2023 bei 7 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten in allen Betrieben des Bauhauptgewerbes konnte laut Verband "noch knapp auf Vorjahresniveau" gehalten werden. Nach 926 600 Beschäftigten in 2022 waren es im Jahresverlauf 2023 etwa 927 800 Beschäftigte.

Pakleppa: "Das zeigt, dass die Bauunternehmen trotz der Nachfragezurückhaltung weiter den Beschäftigtenstand halten wollen. Allen ist klar, dass es potentiell enorme Baubedarfe im Wohnungsbau und bei der Mobilitäts- und Energieinfrastruktur gibt. Diese müssen jetzt schnell – gerade im Wohnungsbau – an den Markt kommen." Sonst werde der Bestand an Fachkräften schwinden. Ohne eine ausreichende Anzahl an Fachkräften würden aber weder ausreichend Wohnungen errichtet, noch die Klima- und Mobilitätswende gebaut, so Pakleppa.

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