Kommentar

Sackgasse

von: Kai-Werner Fajga
Kürzlich äußerte sich Bauministerin Geywitz zum Thema Dämmvorschriften in einer Form, die sicherlich den einen oder anderen Beobachter der Baubranche überraschte: "(...) spätestens ab EH55 gibt es sehr viele Fragezeichen, ob das Geld, was man zusätzlich in Dämmung steckt, in einem sinnvollen Verhältnis steht zur eingesparten Energie", sagte die Ministerin vor Kurzem in Berlin.

Die immer schärferen Dämmvorschriften hätten Bauen in Deutschland sehr teuer gemacht, stellte Geywitz die im Koalitionsvertrag für 2025 festgeschriebene Verschärfung der Neubauvorschriften nach EH40-Standard nun infrage. Es sei "kein ehrliches System", weil der Kohlendioxidausstoß bei der Produktion der Dämmstoffe nicht berücksichtigt werde. Sie ergänzte: "Die Situation, die wir jetzt haben, ist im Prinzip keine schöne – wir stehen nackig da." Der Staat könne es sich nicht mehr leisten, "die Baukostensteigerung einfach wegzusubventionieren".

"Die Fixierung der Bundesregierung auf die Dämmung führt in eine Sackgasse. Sie treibt die ohnehin hohen Baukosten weiter nach oben und bringt dem Klimaschutz praktisch nichts", urteilte Nicole Razavi, Vorsitzende der Bauministerkonferenz. Stattdessen sollte man "die Treibhausgasemissionen eines Gebäudes über seine gesamte Lebenszeit in den Blick nehmen und auf Technologieoffenheit setzen", lautet ihre Empfehlung. Das sei auch die Haltung der Bauminister der 16 Bundesländer. So angenehm die Einsicht aus dem Berliner Bauministerium dem Einen oder Anderen vorkommen mag, bleibt abzuwarten, ob vorgenommene Weichenstellungen nun revidiert werden.

Erneut stellt Geywitz dar, dass kein neues Geld für Fördermaßnahmen zur Verfügung stehe. In der Vergangenheit hatte sie bereits mehrfach geäußert, dass sie höhere Subventionen nicht als zielführend erachte. Stattdessen werden erneut als Stellschrauben zur Kostensenkung die begonnene Digitalisierung von Bauanträgen, die Änderung des Raumordnungsgesetzes, das Ausdünnen der DIN-Normen und serielles Bauen ins Feld geführt. Diese Stellschrauben werden aber sicherlich nicht ausreichen, kurzfristig die Ausfälle im Wohnungsbau zu kompensieren.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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