Maßgeschneiderte Konstruktion
Schutzdächer für Autobahnkreuz
Besonderheit: Die Gerüstexperten von Hünnebeck hatten die einzelnen Module der Traggerüste laut eigener Aussage so konstruiert, dass sie neben der Autobahn vormontiert und am Tag X per Kran auf die Autobahn verhoben und unter den Brückenneubau gerollt werden konnten. Am Darmstädter Autobahnkreuz A5/A67 ersetzt die Autobahn GmbH des Bundes vier marode Spannbetonbrücken aus den 1960er-Jahren durch neue Stahlkonstruktionen. Bis Ende 2024 soll das Großprojekt beendet sein, das den Neubau der Nordrampe, der Südrampe sowie zwei Teilstücke des Zentralbauwerks umfasst.
Die hierzu benötigten Schalungslösungen für Fundamente, Widerlager und Pfeiler hat die bauausführende Eiffage Infra-Südwest GmbH (Alzey) bei Hünnebeck geordert. Die Fundamente werden mit der Manto Großrahmenschalung gegossen. Für die Pfeiler und Widerlager sind die H-20-Holzträgerschalung und vormontierte Elemente der Großflächenschalung ES 24 im Einsatz.
Neben der Autobahn vorgefertigt
Auch die von der Baustelle gewünschten Schutzdachkonstruktionen stellt Hünnebeck bereit. Um den Verkehr trotz der Baumaßnahmen möglichst uneingeschränkt weiterlaufen zu lassen, schirmt die Baustelle die Brückenneubauten – derzeit beispielsweise die Nordrampe – durch Schutzdächer von den darunterliegenden Fahrspuren ab. Das Prozedere sieht folgendermaßen aus: Die Stahlkonstruktion der neuen Brücke wird neben der Autobahn vorgefertigt und bei Vollsperrung der Autobahn an einem Wochenende auf die neuen Pfeiler verschoben. Anschließend werden dann die ebenfalls neben der Autobahn vorgefertigten Schutzdachmodule per Kran auf die Autobahn gehoben und unter die neue Brücke gerollt. Hört sich einfach an, muss aber im Vorhinein exakt geplant, berechnet und bemessen werden, denn das Zeitfenster für diese Aktion ist extrem eng terminiert.
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Die ersten beiden eingesetzten Traggerüsteinheiten aus rund 11 t Gerüstmaterial waren 16 m lang und besaßen eine Spannweite von 12 m. Damit deckten sie jeweils eine Fahrtrichtung ab. Dank weitreichender Systemkompatibilität konnten die Hünnebeck Gerüstspezialisten eine maßgeschneiderte Gerüstlösung aus Standardbauteilen entwickeln, die nicht nur als Schutzdach, sondern zusätzlich auch als Arbeitsplattform für diverse Arbeiten an der neuen Brücke genutzt wurde.
Die stabile Konstruktion bestand aus Systembauteilen des Modex-Modulgerüstes, des Bosta-Rahmengerüstes sowie Trägern des modularen Infra-Kit-Baukastensystems. Letztere sind entscheidend für die Gesamtkonstruktion, denn sie sind schmal, aber sehr tragfähig und stabil. So konnte sowohl die geforderte Durchfahrtshöhe von 4,7 m wie auch die maximal mögliche Gesamthöhe der Gerüstkonstruktion von 5,05 m garantiert werden: Das waren nur 35 cm. Mehr Platz nach oben stand nämlich nicht zur Verfügung. Belegt waren die Schutzgerüste vollflächig mit Alu-Böden aus dem Modex-Programm. Den Abschluss bildete eine verschraubte Wetterschutzplane, die den laufenden Verkehr beispielsweise vor herabfallenden Beton schützte. Ballastiert wurde die Konstruktion mit Kalksandsteinen auf Paletten. Alternative Behälter mit Sand oder Wasser wären nicht genehmigt worden.
Auf Anhieb einwandfrei
Die Montage, das Anheben und Verrollen der ersten Schutzdachmodule haben auf Anhieb einwandfrei funktioniert, sehr zur Erleichterung aller Beteiligten. "Wir waren schon ein wenig angespannt, ob wirklich alles auf den Punkt so klappt, wie wir es uns überlegt hatten", erzählt der baubetreuende Hünnebeck-Experte. Man habe viel Aufwand betrieben, um am entscheidenden Wochenende für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Insbesondere das Verrollen der Konstruktion sei ein kritischer Punkt gewesen. "Die Rollen sind Standardmaterial aus unserem Programm, lediglich ihre Befestigung ist eine Sonderkonstruktion, die wir in sehr enger Zusammenarbeit mit dem ausführenden Gerüstbauer entwickelt und im Vorhinein ausgiebig erprobt hatten."
Die ersten beiden Schutzdächer (jeweils rund 45 m lang) waren viele Wochen im Einsatz und haben ihre Aufgabe über die gesamte Bauzeit an der Südrampe und am Zentralbauwerk Nord zuverlässig erfüllt. Derzeit ist an der Nordrampe eine Schutzdachkonstruktion mit einer noch größeren Spannweite von 18 m im Einsatz. In der Planung ist ein weiteres Schutzdach, das im Mai 2024 am Zentralbauwerk Süd zum Einsatz kommen soll.