Prognose der EU-Kommission

EU-Wirtschaft schwächelt - deutsche Wirtschaft schrumpft

Brüssel/Belgien (dpa). - Trotz gesunkener Energiepreise steigen die Preise in Europa weiter und drücken den Konsum: Die Wirtschaft wächst EU-Experten zufolge nicht so, wie zuletzt erwartet. Für Deutschland sieht es besonders düster aus.

Die EU-Kommission hat ihre Prognose für die Konjunktur in der Europäischen Union und in Deutschland nach unten geschraubt. Die Behörde rechnet für die EU und für die Eurozone nur noch mit einem Wachstum von 0,8 Prozent in diesem Jahr, wie aus der in Brüssel veröffentlichten Schätzung hervorgeht. In der im Mai vorgestellten Frühjahrsprognose war die Kommission noch von einem Plus von 1,0 Prozent ausgegangen (Eurozone 1,1). Die deutsche Wirtschaft soll nach Einschätzung der Experten in diesem Jahr sogar schrumpfen. Insgesamt hätten auch zunehmende Extremwetter durch die Klimakrise einen Einfluss auf die Wirtschaft.

„Die EU-Wirtschaft hat mit der Pandemie und dem grundlosen Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zwei massive Schocks erlitten”, sagte Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. Die sehr hohe Inflationsrate habe negative Auswirkungen gehabt, gehe aber nun zurück. „Gestützt auf einen starken Arbeitsmarkt mit Arbeitslosenzahlen auf einem Rekordtief und angesichts des nachlassenden Preisdrucks dürfte sich das Wachstum nach einer Schwächephase im nächsten Jahr leicht erholen.”

Für 2024 rechnet Brüssel wieder mit einem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts - mit 1,1 Prozent ist diese Prognose aber auch etwas schwächer als zuvor (1,4). Auch EU-weit schraubte die Behörde ihre Prognose für das kommende Jahr nach unten und rechnet nun mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent (vorher 1,7). Das Konjunkturplus in der Eurozone 2024 schätzt die Behörde auf 1,3 Prozent (vorher 1,6).

In Deutschland wird die Wirtschaft der Sommerprognose der Kommission zufolge in diesem Jahr sogar um 0,4 Prozent schrumpfen. Im Mai war für die größte Volkswirtschaft der EU noch ein Wachstum von 0,2 Prozent vorhergesagt worden. „Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland war in der ersten Jahreshälfte deutlich schwächer als erwartet”, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Ein schwacher Konsum und ein Rückgang bei Bauinvestitionen wirkten sich negativ auf das Wachstum aus, hieß es.

Auch führende Wirtschaftsinstitute sehen die deutsche Wirtschaft weiter auf Talfahrt. So sagten etwa das Münchner ifo-Institut, das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das RWI-Institut in Essen jüngst ebenso ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr voraus.

Auf die Frage, ob Deutschland das nächste große wirtschaftliche Problem der EU oder der „kranke Mann Europas” werde, wie es in Medienberichten geheißen hatte, mahnte Gentiloni zur Vorsicht.Die deutsche Wirtschaft sei stark und habe die Mittel, sich zu erholen.

Für andere große Volkswirtschaften der Staatengemeinschaft wie Frankreich (1,0), Italien (0,9) und Spanien (2,2) rechnen die Experten in der neuen Ausgabe ihrer vierteljährlichen Prognose mit einem Konjunkturplus. Dabei wurden vorherige Prognosen teils nach oben, teils nach unten korrigiert.

Die Inflationsprognose für die Eurozone wurde im Vergleich zum Frühjahr (5,8 Prozent) nach unten korrigiert - auf nunmehr 5,6 Prozent in diesem Jahr. Für 2024 werden 2,9 Prozent (vorher 2,8) erwartet. Für die gesamte EU schätzen die Behörde die Inflation in diesem Jahr auf 6,5 Prozent (vorher 6,7) und 3,2 Prozent im kommenden Jahr (vorher 3,1).

Für Deutschland beziffern die Experten ihre Prognose für die Inflation im laufenden Jahr auf voraussichtlich 6,4 Prozent und für das kommende Jahr auf 2,8 Prozent. In der ersten Jahreshälfte seien Preise für Energie und Dienstleistungen zwar stärker als erwartet zurückgegangen, gerade für Dienstleistungen dürften sie aber wegen steigender Preise hoch bleiben, hieß es. Im kommenden Jahr dürfte den Experten zufolge eine allmähliche Verlangsamung der Warenpreise zu einem Rückgang der Gesamtinflation führen.

Insgesamt bleibe der Ausblick geprägt von Risiken und Unsicherheiten durch den anhaltenden Angriff Russlands auf die Ukraine und weitreichende geopolitische Spannungen, hieß es von der Kommission. Zudem könnte eine Straffung der Geldpolitik die Konjunktur stärker belasten als erwartet, jedoch auch den Rückgang der Inflation beschleunigen, so die Experten.

Darüber hinaus würden die Aussichten von wachsenden Klimarisiken eingetrübt - erkennbar etwa an den beispiellosen Waldbränden und Überschwemmungen in Europa in diesem Sommer. „Natürlich gibt es da einen Einfluss”, sagte Gentiloni. Das sei eine Herausforderung. „Wenn wir das Klimarisiko als ein potenzielles makroökonomisches Risiko für die EU-Wirtschaft erwähnen, sollten wir dies sehr ernst nehmen.”

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