Teilabbruch mit Querschneidkopffräse

Kriegsbunker wird zum Wohngebäude umgewandelt

Hamburg (ABZ). – Mit einem anspruchsvollen Abbruchprojekt hat die Wilko Wagner GmbH zur Neuverwendung historischer Bausubstanz in Hamburg beigetragen.
Kemroc Abbrucharbeiten
Ein Weltkriegsbunker in Hamburg-Winterhude wird umgewidmet. Das Teilabbruch-Konzept des ausführenden Unternehmens Wilko Wagner umfasste den Einsatz eines 35-Tonnen-Kettenbaggers mit einer Kemroc-Querschneidkopffräse KR 165. Foto: Kemroc

Im hochpreisigen Viertel Winterhude ging es um den Teilabbruch eines früheren Kriegsbunkers und die Umwandlung von Gebäudeteilen in ein Wohnhaus. Mit einer Kemroc-Querschneidkopffräse KR 165 am firmeneigenen Bagger gelang dies in geräusch- und vibrationssensibler Umgebung.

Einen ehemaligen Kriegsbunker verbindet man meist nicht mit der Vorstellung, sich in ein behagliches Zuhause einzurichten. Aber genau dies wurde in den vergangenen Jahren geradezu ein Modetrend in Hamburg. Zahlreiche Projekte der Wohnarchitektur sollen historische Bausubstanz erhalten und einem zeitgemäßen Gebäudezweck zuführen.

Die Hansestadt gilt sogar als eine Hochburg des Bunker-Umbaus. Hier entstanden im Zweiten Weltkrieg besonders viele Bunker. Von den mehr als 1000 Anlagen gegen Kriegsende sind heute noch etwa 400 Bunker übrig – davon mehrere Dutzend Hochbunker, also Schutzbauten mit mehrheitlich oberirdischen Gebäudeteilen. Gerade bei ihnen bietet sich an, sie nicht kostspielig komplett abzureißen, sondern nach einem Teilabriss in Wohngebäude umzuwandeln.

Diese Umwidmung eines Gebäudes empfiehlt sich umso mehr für Hochbunker, die in unmittelbarer Nähe oder sogar Wand an Wand zu bestehender Wohnbebauung stehen. Einer davon befindet sich im Kuhnsweg im renommierten Stadtteil Winterhude. Das Hamburger Unternehmen Wilko Wagner GmbH erhielt den Zuschlag, das Gebäude mittels eines Teilabbruchs für den eigentlichen Umbau vorzubereiten – und dies inmitten umliegender Wohngebäude.

Gemäß Umbaukonzept für den ehemaligen Hochbunker – ein denkmalgeschütztes Gebäude mit 12.000 m³ umbautem Raum – bleiben die Straßenfassade sowie die freistehenden Giebelwände größtenteils bestehen, ebenso wie die unmittelbar an die Nachbargebäude anschließenden Seitenwände. Die Rückwand zum Hof sollte vollständig zurückgebaut werden. Das übrige Gebäude besteht im Inneren ursprünglich aus sechs Stockwerken mit je rund 2 m Deckenhöhe. Es wurde vollständig ausgehöhlt, und zwar auf klassische Weise von oben nach unten.

Hierfür wurde zunächst von Hand ein Schacht durch die 25 cm dicken Geschossdecken angelegt und im Erdgeschoss per Seilsäge eine Öffnung in die Wand geschnitten, durch die später per Kleinlader rund 7000 m³ abgebrochenes Betonmaterial abtransportiert werden konnten. Später soll das Gebäudeinnere völlig neu aufgebaut werden.

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Kemroc Abbrucharbeiten
Mannshohe Fensteröffnungen entstanden durch ein dreistufiges Konzept aus der Verwendung einer Seilsäge, der Kemroc-Querschneidkopffräse KR 165 und einer Abbruchschere. Foto: Kemroc

Zusätzlicher Wohnraum entsteht auf dem Gebäude durch die Einrichtung neuer Penthouse-Wohnungen. Hierfür musste zunächst der massive Gebäudedeckel aus Stahlbeton beseitigt werden – rund 220 cm dick und 400 t schwer. Nach ersten Vorbereitungen ab Mai 2022, darunter die Montage von Lärmschutzplatten sowie die Abstützung der Decken, wurde im Juli 2022 in einer publikums- und medienwirksamen Aktion ein 35-Tonnen-Bagger auf die Betondecke gesetzt.

Nach dem Entfernen der obersten Bitumenschicht fräste der Baggerfahrer zunächst mithilfe einer Kemroc-Querschneidkopffräse KR 165 ein sogenanntes Fuchsloch durch die Betondecke oberhalb des Schachtes. Durch diese Öffnung wurde bei den nachfolgenden Abbrucharbeiten entstandenes Material abgeführt.

Ein für Anwohner und Passanten besonders spektakulärer Teil des Abbruchkonzepts von Wilko Wagner bestand darin, in den 110 cm dicken, stark armierten Fassadenwänden des Bunkers die vorgesehenen Fensteröffnungen einzuschneiden. Norbert Klatz, Technischer Leiter der gesamten Firmengruppe Wilko Wagner, schildert die dreistufige Vorgehensweise: "Wir haben zunächst an vorher markierten Stellen mit Seilsägen jeweils vier Löcher für die Ecken der raumhohen Fensteröffnungen in die Bunkerwände geschnitten. Dann wurden mit unserem Bagger und der Kemroc-Querschneidkopffräse die Bunkerwände zwischen diesen Ecken dünn gefräst. Im dritten Schritt wurden die restliche Betonschichten mit Bagger und Schere entfernt."

Kemroc-Querschneidkopffräsen der Serie KR mit Stirnradgetriebe sind robust gebaut und ideale Anbauwerkzeuge für Trägergeräte mit kurzem Ausleger an beengten Einsatzorten sowie für vibrations- und geräuscharme Abbrucharbeiten von bewehrtem Beton. Ihre Motoren bringen hohe Drehmomente und maximale Schneidkräfte. Die Fräswerkzeuge sind optimiert angeordnet und die Schneidköpfe sind robust gelagert.

Die Maschinen haben werkseitig Anschlüsse für eine optionale Wasserbedüsung zur Staubbindung. Beim Projekt des Unternehmens Wilko Wagner wurde diese Wasserbedüsung auch eingesetzt. Dadurch gelang es laut Norbert Klatz, die Staubbelastung während der Arbeiten im Rahmen zu halten.

Noch bedeutender war jedoch der Umstand, dass sich auch die Erschütterungs- und Lärmwerte beim Einsatz der Fräse in Grenzen hielten. "Unser Abbruchkonzept hat technisch sehr gut funktioniert", resümierte er Mitte Januar, wenige Wochen vor dem Abschluss der Arbeiten, "und es gab nur wenige Beschwerden aus der Anwohnerschaft bezüglich der Umweltbelastung durch unsere Abbrucharbeiten. Günstige Ergebnisse brachte uns auch das begleitende Monitoring durch die Umwelt- und Arbeitsschutzbehörde."

Laut Norbert Klatz haben die Abbruchexperten des Unternehmens Wilko Wagner bei diesem technisch und wirtschaftlich gelungenen Projekt viel gelernt. Nach dem Prinzip "Weniger ist mehr" hat sich laut Technischem Leiter herausgestellt, dass beim Fräseinsatz ein ruhiger Werkzeuglauf und ein maßvoller Andruck das günstigste Verhältnis aus Abbruchvortrieb und Verschleiß ergeben.

Gleichzeitig hielten sich bei dieser behutsamen Verwendung der Querschneidkopffräse auch die Erschütterungs- und Lärmwerte in akzeptablen Grenzen. Genauso zielführend war es schließlich bei der Wasserbedüsung zur Staubbindung, die richtige Wassermenge einzustellen, um möglichst wenig Schwemmwasser zu erzeugen.

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