Transluzente Hülle verbindet

Kettenbrücke mit Polycarbonatpaneelen ausgeführt

Innsbruck/Österreich (ABZ). – Ein in die Jahre gekommener Patchwork-Gebäudekomplex – so ließen sich die Schulen Kettenbrücke im österreichischen Innsbruck nach sieben Bauphasen innerhalb von acht Jahrzehnten beschreiben.
Rodeca Fassaden
Polycarbonatpaneele von Rodeca umhüllen das Gebäude und erlauben einen sanften Lichteinfall ins Innere. Foto: David Schreyer

Um heutigen pädagogischen Anforderungen zu entsprechen, wurde der Schulverein mit dem dahinterstehenden Orden der Barmherzigen Schwestern umgestaltet und erweitert. Ein neues Raumkonzept ermöglicht zeitgemäßes Lernen, die transluzente Fassade aus Polycarbonatpaneelen der Rodeca GmbH soll den Gemeinschaftsgedanken des Schulvereins herausstellen.

Bereits in den 1930er Jahren wurde der erste Stein für das Schulgebäude im Innsbrucker Norden gelegt. Zuerst – vor dem Hintergrund des Krieges – zweckentfremdet, entstand dort anschließend die erste Kinderbetreuungseinrichtung der Stadt. Seitdem ist das Eckgebäude mehrfach aufgestockt und umgebaut worden. Zusätzlich dazu folgten 1970 ein Festsaalzubau sowie eine Turnhalle und 1990 ein Kindergartenkubus. Das Ergebnis war ein Schulverein von 21.000 m² Größe unter einem bunt zusammen gewürfelten Dach aus den verschiedenen Bauphasen mit unterschiedlichen Materialien und Farben. Mittlerweise umfasst das Bildungsangebot des Schulvereins eine Kinderbetreuung, eine Grund- und Mittelschule, sowie ein Gymnasium und eine höhere Schule für Elementarpädagogik.

Der Neuentwurf stammt aus der Feder des Architekturbüros Studio Lois aus Innsbruck. Die Architektin Barbara Poberschnigg hatte zuvor bereits den Ausbau des Standortes der Barmherzigen Schwestern begleitet. Unmittelbar neben den Schulen Kettenbrücke vereint dieser ein Kloster mit einem Pflegeheim und einer Flüchtlingsunterkunft. Für den Schulverein entschied man sich nach langem Überlegen weder für einen Neubau noch für einen Abriss. Im Mittelpunkt der Umgestaltung sollte ein völlig neues Raumkonzept stehen. Es galt, räumlichen Mehrwert zum einen aus dem Bestehenden, zum anderen durch einen 150 m² großen Anbau zu schaffen. Auch die Fassade wurde in den Prozess miteingebunden, um das Schulgebäude zukünftig zum Stadtraum hin zu öffnen.

Zuvor abgeschottet durch einen hohen Zaun mit massiven Pfeilern, wurde der Schulvorplatz zu einer freien und zur Straße hin offenen Fläche umgestaltet. Der Schuleingang wird von einem Betonvordach mit dem aufgesetzten Schriftzug "Schulen Kettenbrücke" gekennzeichnet. Eine großflächige Glasumrandung der Türen erlaubt einen einladenden Blick in das Foyer. Dieses bildet den Erweiterungsbau, der geschickt in eine Innenecke des Gebäudes integriert wurde. So entsteht durch den hoch verglasten Anbau eine lichtdurchflutete Fläche inmitten des Schulvereins. Im Erdgeschoss nehmen die Schülerinnen und Schüler der Grund- und Mittelschule das Mittagessen ein. Die oberen Etagen dienen der Erweiterung des Bildungsangebotes in Form von Musikräumen und einem neuen Direktionszimmer. Ein Großteil der vorhandenen Wandverkleidungen wurde entfernt – zum Vorschein kam ein Betonskelett, das nach einer Sandstrahl-Behandlung nun eine moderne Optik vorweist. "Ich will die Dinge zeigen, wie sie sind. Sie pur lassen", erläutert Poberschnigg. Andere Wände wurden komplett abgerissen. Auf diese Weise konnten früher kaum genutzte Gänge und leere Ecken zu aktiven Lern- und Aufenthaltsorten umgestaltet werden. Getreu dem puristischen Stil des Sichtbetons, setzte Studio Lois auch weiterhin auf unaufdringliche Materialien: helle Kautschukbeläge für die Böden und natürliche Holzlamellenplatten für die Decken. Zusätzlich dazu sorgen tiefergesetzte Fensterbrüstungen in den Klassenzimmern für mehr Licht und neue Sitzgelegenheiten. Eine komplett neue Inneneinrichtung mit bunten Stühlen und polygonalen Tischen rundet die Neugestaltung ab.

Einen wesentlichen Bestandteil des architektonischen Entwurfes stellt die neue Fassade dar. Eine Kombination von lichtdurchlässigen Polycarbonat- und Fensterelementen öffnet das Gebäude zum Stadtraum hin. So bieten die Klassenzimmer nun einen Blick auf den österreichischen Alpen-Gebirgszug Nordkette und die Turnhalle auf das Innsbrucker Riesenrundgemälde Rotunde. Mit Vor- und Rücksprüngen, verschiedenen Flächen und Linien verwandelt die Fassade den Gelenkbau zum optischen Hingucker. Die Polycarbonatpaneele der Rodeca GmbH wurden dazu teils thermisch aktiv, teils als vorgehängte Fassade eingesetzt. Auf diese Weise entsteht ein Zusammenspiel von durchsichtigen und transluzenten, hellen und dunklen sowie kleinen und großen Elementen. Einen weiteren Blickfang bildet der "Wir"-Schriftzug in der Polycarbonat-Fassade. Dieser wird umrahmt von einem dichten Textvorhang aus den Namen der Menschen, die den Schulverein maßgeblich geprägt haben. Darunter fallen die Ordensschwestern der Gründerinnen, Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Schülerinnen und Schüler. Das künstlerisch gestaltete Polycarbonatfeld mit Schriftzug kann nachts hinterleuchtet werden.

Bei dem Projekt Schulen Kettenbrücke wurden 1000 m² des Paneels PC 2550-10 verbaut. Es ist 50 mm stark und 495 mm breit. Das Element besteht aus zehn Schalen und neun Luftkammern. Bei einer vertikalen Einbausituation – so wie in Innsbruck – wird ein sehr guter Wärmedurchgangskoeffizient von U = 0,9 W/(m²K) erreicht. Rodeca bietet die Rahmenprofile – je nach wärmeschutztechnischen Anforderungen – entweder mit oder ohne thermische Trennung an. Die Außenseite der Fassade ist durch den coextrudierten UV-Schutz vor Wettereinflüssen und Sonneneinstrahlung geschützt. Die verwendete Ausführung der Bezeichnung Kristall weist darüber hinaus einen Transmissionswert von 48 % auf. Dies ermöglicht blendfreies Tageslicht im Inneren und Sichtschutz von außen. Da die Elemente aus dem Material Polycarbonat schwer entflammbar sind, entsprechen sie den Kriterien der Brandklasse B-s1, d0 nach DIN EN 13501. Durch die Nut- und Federverbindung gestaltet sich die Montage sehr unkompliziert und schnell, versichert der Hersteller.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zusammengewürfelt, präsentiert sich das Schulgebäude nun als Gesamtbild mit Identität. Das neue Raumkonzept erlaubt durch mehr Platz und Licht ein freieres Lernen. Die Fassade aus Polycarbonatpaneelen öffnet das Gebäude nach außen und soll den gemeinschaftlichen Gedanken herausstellen.

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