Leitprojekt CampusOS
5G-Netze stehen vor Praxistest
Was können die 5G-Campusnetzwerke und wie funktioniert die Interaktion von Netzwerktechnik, Maschine und Mensch in der Praxis? Die Projektteilnehmer des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Leitprojektes CampusOS beschäftigen sich mit diesem Themenkomplex. Vor einiger Zeit kamen sie am Standort der Testbaustelle in Herne zum ersten Konsortialtreffen zusammen. Bei den vierteljährlichen Zusammenkünften tauschen sich die Partner aus.
Mit dem Leitprojekt CampusOS verfolgen die Beteiligten das Ziel, Ökosysteme für 5G-Campusnetzwerke auf der Basis von offener und modularer Funktechnologie aufzubauen. Die Campusnetze werden in verschiedenen Feldversuchen von den Industriepartnern unter realen Arbeitsbedingungen erprobt. So testet beispielsweise Bosch in Hildesheim vernetzte Mobilität oder Still in Hamburg die latenzarme und resiliente Steuerung von Fahrzeugen. Im Bauwesen prüft Topcon die Überwachung von Baustellen in Echtzeit sowie die Vernetzung aller im Einsatz befindlicher Sensoren und Baumaschinen. Zum Projektende gibt es einen Komponentenkatalog und Blaupausen für verschiedene Betreibermodelle für jede Anwendung eines 5G-Campusnetzwerkes.
Beim vergangenen Treffen ging es um den Aufbau des Baustellen-Referenztestfeldes, das im Juli dieses Jahres in Betrieb gehen soll.
"Es werden vier verschiedene Antennen aufgebaut", erklärt Raimo Vollstädt, Produkt Marketing Manager und Projektverantwortlicher bei Topcon. "Die Antennen müssen in jede Richtung abstrahlen können." Der Baumaschinen-Händler AP Deutschland stellt die Maschinen. Topcon stattet sie mit einer Maschinensteuerung aus. Andere Projektpartner kümmern sich um die Schnittstellen-Technologien, Referenztestfelder oder technische Einbindung von Betreibermodellen.
"Im Bereich der Baustellenlogistik koordiniert man die diversen und teilweise mobilen Arbeitsabläufe anhand digitaler Baustellenzwillinge", erläutert Vollstädt. Die Positions- und Sensordaten, die Video- und Laser-3D-Aufzeichnungen müssen analysiert und zusammengeführt werden für ein stets aktuelles Bild der Baustelle. "Die Baumaschine beziehungsweise ihre Maschinensteuerung erhält ständig Korrekturdaten. Die Frage dabei ist, wie das mit der 5G-Netzarchitektur zusammenläuft und wie die Übergabe der Daten funktioniert. Außerdem wollen wir sehen, wie die eingesetzte Technik den rauen und wechselnden Umgebungsbedingungen standhält. Zudem arbeiten wir im 5G-Campusnetz mit nomadischen Systemen, das heißt, Endgeräte und Antennen, die innerhalb des Netzwerkes 'wandern'."
Nomadische Systeme brauchen bei Verwendung offener RAN-Lösungen, einem Funknetzzugang, eine optimale Platzierung einer Infrastruktur zur Datenverarbeitung. Es muss sichergestellt sein, dass unerwünschte Interferenzen nicht die bestehende Sensorik stören.
CampusOS ist ein Leitprojekt zum Einsatz von 5G-Campusnetzwerken für Industriezwecke. Die 22 Projektpartner aus Forschung und Industrie, koordiniert von den Fraunhofer-Instituten HHI und Fokus, erarbeiten Referenzarchitekturen und evaluieren Hard- und Software-Bausteine. Ebenso testen sie die Leistungsfähigkeit offener sowie modularer Campusnetze in Feldversuchen. CampusOS wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit 18,1 Millionen Euro gefördert.
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