VDBUM-Großseminar

Themen treffen genau den Zahn der Zeit

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Hochkarätige Podiumsdiskussion zur Digitalisierung in der Baubranche (v. l.): Peter Guttenberger, Max Bögl und VDBUM-Vorstandssprecher, Ingo Junker, Aug. Prien Bauunternehmung, Alfons Trautner, Strabag BMTI, Franz-Josef Paus, Paus Maschinenfabrik und Vorsitzender des VDMA-Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen, Marco Maschke, Komatsu Deutschland, Andreas Lohner, Wacker Neuson, und Erich Sennebogen, Sennebogen Maschinenfabrik, und Moderatorin Alexandra von Lingen. Fotos: VDBUM

Willingen (ABZ). – Die Digitalisierung treibt zzt. die gesamte Wirtschaft und Politik um. Diesem Zukunftsthema widmete das 47. VDBUM-Seminar vom 21. bis 24. Februar 2018 in Willingen ein besonderes Augenmerk. Und traf damit das Interesse der führenden Köpfe der Baubranche. Mit rd. 1200 Teilnehmern konnte der Veranstalter, der Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik, die Besucherzahlen der Vorjahre nochmals toppen. "Mit diesem Erfolg unterstreicht das erste Veranstaltungs-Highlight des Jahres für die Baubranche seinen Anspruch als Spitzentreffen der Kompetenzträger und Entscheider. Dass wir am neuen Standort drei Jahre in Folge derartige Steigerungen bei der Nachfrage nach unserem Seminarangebot verzeichnen konnten, werten wir als eine Bestätigung unseres Konzepts und der ausgewählten Fachthemen", sagt VDBUM-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dieter Schnittjer.Das Leitthema der gesamten Veranstaltung lautete "Mensch, Umwelt und Maschinen im digitalisierten Bauprozess". Dementsprechend zog sich die Digitalisierung wie ein roter Faden durch die insgesamt 53 Fachreferate und Workshops. Den Auftakt machte die Podiumsdiskussion "VDBUM-Talk Digitalisierung in der Baubranche", die unter der Moderation durch Alexandra von Lingen aus Sicht der Industrie, der Anwender und der Forschung ausgeleuchtet wurde. Von Seiten der Industrie beteiligten sich Marco Maschke, Manager German Office von Komatsu, Erich Sennebogen, Geschäftsführender Gesellschafter der Sennebogen Maschinenfabrik, Andreas Lohner, Geschäftsführer der Wacker Neuson Group, und Franz-Josef Paus, Geschäftsführender Gesellschafter der Paus Maschinenfabrik. Für die Anwender standen Peter Guttenberger, Geschäftsführer Max Bögl, Alfons Trautner, Geschäftsführer der Strabag BMTI, sowie Ingo Junker, Geschäftsführer der August Prien Bauunternehmung, auf dem Podium, während Prof. Dr. Manfred Helmus von der Uni Wuppertal die Forschung vertrat.Marco Maschke stellte für Komatsu fest, dass mittlerweile nicht nur große, sondern auch kleinere und mittlere Unternehmen in die Digitalisierung eingestiegen sind. Intelligente Maschinensteuerungen stünden dabei im Zentrum der Entwicklung. 4500 halb- und vollautomatisierte Maschinen des Herstellers seien bereits weltweit im Einsatz. Produktivitätssteigerungen von über 75 % seien möglich. Um auch aber auch Prozessketten abbilden zu können, kommt die Schnittstellenthematik ins Spiel. Hier hat der Hersteller zusammen mit anderen Unternehmen in einem Joint Venture ein System entwickelt, das eine Plattform bietet, in die alle Hersteller ihre Daten eingeben können. Aber auch im Vertrieb stelle die Digitalisierung ganz neue Herausforderungen. Dazu habe man ein Spezialisten-Team zusammengestellt mit Experten für Vermessungstechnik und die Steuerung des Bauprozesses.

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Die begleitende Fachausstellung bot zwischen den Vorträgen immer wieder Gelegenheit zum interessanten Gedankenaustausch.

Andreas Lohner von Wacker Neuson betonte, dass es bei aller Technik und Digitalisierung ganz wichtig sei, dass die Anwender, die mit den Maschinen arbeiten, auch Spaß bei der Sache hätten und eine echte Erleichterung erfahren. Letztlich müsse die Maschine funktionieren, jegliche technische Komplexität sollte nicht ablenken, sonders es muss einfach bedienbar bleiben. Darüber sei man im intensiven Dialog mit den Kunden, um festzustellen, was ihnen wichtig sei und nicht dem Hersteller. Der eine lege Wert darauf, dass er ganz schnell und einfach Ersatzteile identifizieren kann, der andere brauche Unterstützung im mobilen Service durch virtuelle Brillen, damit man ihm, ohne einen Servicetechniker in die Alpen zu fliegen, dort schnell helfen könne, indem man sich über Remote zuschalte. Diese heterogenen Anforderungen gelte es so zu standardisieren, dass sie handelbar werden.Bei Sennebogen zieht sich nach Aussage von Erich Sennebogen die Digitalisierung durch das ganze Unternehmen, von der Konstruktion über die Bauteileverwaltung und das Ersatzteillager bis hin zum Dealer Information Center, einer Plattform, auf der die Händler sämtliche Vertriebs-, Service- und Ersatzteilinformationen erhalten können. Wichtig sei es immer, dass man möglichst alle einbindet, dass die Informationen gut verteilt sind und dass die Kommunikation funktioniert. Dazu dienten Plattformen, wo jeder Informationen abrufen oder einstellen könne. Es gebe kein Generalkonzept, vielmehr müsse jedes Unternehmen für sich entdecken, wo es Digitalisierungspotenzial hat und es einsetzen kann. Dabei müsse man sich die Frage stellen, was macht Sinn und was macht keinen Sinn.Franz-Josef Paus von der Paus Maschinenfabrik und neuer Vorsitzender des VDMA-Fachverbandes Baumaschinen und Baustoffanlagen hat sich bei Amtsantritt das Thema Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben. Dabei gebe es viele verschiedene Facetten: den eigenen Produktionsprozess zu organisieren, Maschinendaten zu erfassen und Telemetrie zu nutzen, bis hin zum intelligenten Vernetzen der verschiedenen Maschinen und Gewerke. Die größte Herausforderung sei "die schiere Vielfalt dessen, was da passiert": ob ERP in den Unternehmen, Steuerungssysteme innerhalb der Maschine oder BIM. Bei der Vernetzung der verschiedenen Systeme könne eine moderierende Organisation dazwischen eine herstellerunabhängige Plattform bieten, bspw. die FVB Forschungsvereinigung Baumaschinen innerhalb des VDMA.Bei der Strabag BMTI beschäftigt man sich nach den Worten von Alfons Trautner mit der Digitalisierung nicht, weil es jetzt modern ist. Vielmehr gehe es in dem Unternehmen seit langer Zeit um Effizienz, Termintreue, Qualität und Arbeitssicherheit. Hier sei man sicher, dass die Digitalisierung ein weiterer Schlüssel zum Erfolg sein wird. Bei BIM im Hochbau sei man schon weit, BIM im Verkehrswegebau werde zunehmend relevant. Man beschäftige sich stark mit dem Thema Drohnen und hochauflösende Vermessung. Bei den Baumaschinen arbeite man intensiv am Projekt Werkstatt 4.0, um dem Monteur auf der Baustelle alle nötigen Informationen für die Reparatur einer Maschine zur Verfügung zu stellen. Auf den Baustellen gebe es viele kleine Lösungen. Sie müssten den Mitarbeitern unmittelbar etwas bringen. Beim Hamburger Bauunternehmen August Prien beschäftigt man sich laut Ingo Junker mit der Digitalisierung, um die Entwicklung im Griff zu behalten. Als Mittelständler könne man nicht selbst große Lösungen entwickeln, vielmehr sei man darauf angewiesen, dass Systeme angeboten werden, bei denen sich mehrere Maschinen einbinden lassen. Die losen Enden müssten noch mehr zusammengebunden werden. Wenn die Mitarbeiter den Mehrwert erkennen, seien sie sofort engagiert mit dabei. Peter Guttenberger von Max Bögl spannte den Bogen noch weiter. Die Bauunternehmen stünden im Spannungsfeld zwischen den Baumaschinenherstellern, die Maschinen mit einer bestimmten Intelligenz liefern, und ihren eigenen Kunden, wie die Autobahndirektion oder die Wohnungsbaugesellschaft, die eigene Ideen von Digitalisierung einbrächten. Durch die Digitalisierung könne man seinen Kunden einen Mehrwert in Form von zusätzlichen Informationen über den Bauprozess anbieten. Bei den Baumaschinen als mobilen Produktionsanlagen müsse man die Leistung messbar machen. Auch dazu könne die Digitalisierung beitragen. Aus der Wissenschaft beteiligte sich Prof. Dr. Manfred Helmus von der Bergischen Universität Wuppertal, der als einer der "Urväter des BIM" gilt. BIM ist für ihn ein Datenmanagementsystem für die bei der Erstellung des hochkomplexen Produkts Bauwerk anfallenden unzähligen Informationen. Parallel zum Bauwerk entstehe ein digitales Modell des Bauwerks. Vor der Digitalisierung aber gelte es, zunächst die Prozesse in den Griff zu bekommen und die zwischen den unzähligen Beteiligten bestehenden Schnittstellenprobleme zu lösen. Außerdem müsse man die Menschen für die Digitalisierung erst einmal befähigen. Diese Menschen sehe er zzt. noch nicht. Neben der Digitalisierung sei der Nachwuchsmangel das zweite große Thema in der Branche. Diesen Nachwuchs müsse man ausbilden, ob an Universitäten oder in den Bildungscentern der Bauindustrie und in Unternehmen. Die Ausbildung sollte nach einem möglichst einheitlichen Konzept erfolgen.In dem anschließenden komplett dreizügigen Vortragsprogramm wurden an den drei Seminartagen die in der Podiumsdiskussion eingeleiteten Themenlinien in Details ausgeführt. Die das Seminar begleitende Ausstellung mit insgesamt 103 Ausstellern bot die Gelegenheit, die Vortragsinhalte anschaulich zu erweitern. Das nächste VDBUM-Seminar findet vom 19. bis 22. Februar 2019 ebenfalls wieder im Sauerland Stern-Hotel in Willingen statt.

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