Zeit und Kosten eingespart

Walzenzüge erleichtern Bauprozess

Bad Fredeburg (ABZ). – Bei Bad Fredeburg, einem Ort in der deutschen Mittelgebirgsregion Sauerland, haben zwei Hamm-Walzenzüge vom Typ H 25i VC mit spezieller Brecherbandage Schiefer gebrochen und zugleich verdichtet.
Hamm Kompaktmaschinen
Arbeitsprozess mit dem VC-Walzenzug: Lkw bringen das Gestein vom Steinbruch direkt zum Einbauort. Anschließend verteilt eine Raupe das Material in 40 cm hohe Lagen. Zuletzt brechen die Felsbrecher-Walzenzüge das Gestein und verdichten es gleichzeitig. Foto: Wirtgen

Auf diese Weise ist ein bis zu 15 m hoher Damm für eine neue Umgehungsstraße entstanden. Hauptgrund für den Einsatz der Walzen: Mit den VC-Walzenzügen lässt sich ein sehr effizienter Bauprozess verwirklichen, der auf separate Gesteinsbrecher und einen Großteil der Transporte verzichtet. Die Folge: ein beschleunigter Ablauf bei gleichzeitiger Kostensenkung.

Passende Baumaßnahme

Im Rahmen der bauma 2019 ist Michael Tillmann, Bauleiter der Straßen und Tiefbau GmbH, auf den H 25i VC aufmerksam geworden. "Uns überzeugte das Konzept der Walze sofort. Doch bisher fehlte das passende Projekt", berichtet der Bauleiter der Straßen- und Tiefbau GmbH. Doch schon kurze Zeit später sollte ein Damm für eine Umgehungsstraße aus lokal vorhandenem Schiefer aufgebaut werden. "Beim Anblick des Gesteins hatte ich bereits die Vermutung, dass dieses Material von dem Hamm-Walzenzug gut zu zerkleinern wäre", erinnert sich Tillmann. Er sollte recht behalten. Bei dem plattigen Gestein handelt es sich um Fredeburger Schiefer, der auch als schiefrige Grauwacke bezeichnet wird. Das Material sollte ursprünglich von mehreren Backenbrechern auf der Baustelle auf eine maximale Korngröße von 200 mm gebrochen, per Bagger auf Lkw und von dort zum Damm transportiert werden. Planierraupen hätten dann das Gestein verteilen sollen, damit Walzenzüge es lagenweise verdichten.

Für diesen Prozess präsentierte das Team aus dem Sauerland eine einfachere und effizientere Alternative – ohne Brecher und mit erheblich weniger Transporten – dafür mit zwei Walzenzügen H 25i VC. Ein Versuch zeigte schnell: Die VC-Walzenzüge von Hamm ergaben das richtige Bruchbild für diese Anwendung. Auch die Bauüberwachung war mit der Qualität des gebrochenen Schiefers und der erreichten Verdichtung der Dammlagen zufrieden. In Abstimmung mit dem Bodengutachter wurde daraufhin eine Höhe von 40 cm pro Lage festgelegt. Der optimale Hohlraumgehalt wurde zu 6 % bestimmt, maximal durften es 10 % sein. Damit auch der Wassergehalt passt, sollte zudem jede Lage mit Wasser besprüht werden. "Nach einigen Tagen in Betrieb zeigte sich, dass wir so deutlich schneller waren als mit Brechern. Hauptgrund ist das lagenweise Arbeiten", erklärt Tillmann.

Auf der Bandage der VC-Walzenzüge sind 150 Wechselhalter verschweißt. Diese Halter können verschiedene Werkzeuge aufnehmen: Rundschaftmeißel oder Stampffußeinsätze. Bestückt mit Rundschaftmeißeln, die auch im Mining benutzt werden, erzeugt die vibrierende Bandage extrem hohe Punktlasten von bis zu 50 t und bricht dadurch das Gestein. Zeitgleich wird der Boden verdichtet. Auf diese Weise können die VC-Walzenzüge Gestein brechen, aber auch Fels entspannen. Zur Verdichtung bindiger Böden kann die Bandage mit speziellen Stampffußeinsätzen ausgestattet werden. Aktuell hat Hamm für das Brechen oder Entspannen von Gestein zwei verschiedene Rundschaftmeißel im Programm: einen klassischen Rundschaftmeißel und einen speziellen Mining-Meißel für Hartgestein-Einsätze. Die Maschinen sind, mitsamt den integrierten Meißelspitzen aus Hartmetall, speziell auf Materialien verschiedener Druckfestigkeiten abgestimmt.

Wiederverwendung als Prinzip

Typisch für Hamm ist das Design der Wechselhalter: Die Werkzeuge verschmutzen durch die Gestaltung des Halters wenig und sind dadurch einfach zu tauschen, versichert das Unternehmen. Die Meißel werden beim Wechsel nicht zerstört. Daher können sie mehrfach verwendet werden, bis ihre Verschleißgrenze erreicht ist. Beim Brechen des Bad Fredeburger Schiefers überzeugten die Meißel zudem mit einem geringen Verschleiß. "Wir mussten in der ganzen Zeit nur wenige Meißel tauschen", sagt Maschinenbediener Marvin Gallus.

Bei den meisten vergleichbaren Baustellen setzt sich der Baustellenprozess aus folgenden Schritten zusammen: Abbau und Laden, Transport, Beschickung des Brechers, Brechen, Laden, Transport, Verteilen und Verdichten. Mit VC-Walzenzügen verkürzt sich der Prozess. Übrig bleiben die Schritte Abbau und Laden, Transport zum Einbauort, Verteilen mit Planierraupen, Zerkleinern und Verdichten mit dem VC-Walzenzug. Damit können Projekte deutlich wirtschaftlicher realisiert werden. In Bad Fredeburg reduzierten sich die Kosten für das Zerkleinern und Verdichten um etwa die Hälfte. Das habe vor allem daran gelegen, dass erheblich weniger Maschinen nötig waren. Die Straßen- und Tiefbau GmbH benötigte nur zwei VC-Walzenzüge und eine Raupe. Die ursprünglich zusätzlich vorgesehenen zwei Brecher, zwei Bagger und zwei Dumper für das Zerkleinern des Schiefers waren nicht erforderlich. Entsprechend reduzierten sich auch die Personal- und Betriebskosten. Ein weiterer Pluspunkt: Durch den Einsatz der VC-Walzenzüge fiel auch der CO2-Fußabdruck der gesamten Baustelle deutlich kleiner aus.

Fit für Höchstlasten

Beim Brechen von Gestein werden die Maschinenkomponenten weit mehr beansprucht als beim üblichen Verdichten. Deshalb hat Hamm die VC-Maschinen als Heavy-Duty-Geräte konzipiert. So sind unter anderem das Drei-Punkt-Pendelknickgelenk, der Unterboden, der Vorderrahmen und die Bandagenaufhängung inklusive Antrieb im Vergleich zu normalen Walzenzügen verstärkt. Ergänzend fahren alle VC-Walzenzüge auf besonders robusten EM-Reifen und die Fahrer profitieren vom Sitz mit extrahoher Rückenlehne. Standardmäßig ist der VC-Walzenzug außerdem mit der Maschinensteuerung "Hammtronic" und dem Verdichtungsmesser "Hamm Compaction Meter" ausgerüstet.

Marvin Gallus und Mohamed Khalil saßen in Bad Fredeburg am Steuer der beiden H 25i VC-Walzenzüge. Sie wurden bei der Übergabe der Brecherwalzen von einem Servicetechniker in die Besonderheiten eingewiesen. "Insgesamt war danach für uns alles klar und einfach. Die Walze lässt sich super bedienen", resümiert Gallus. Besonders lobten beide die einfache Bedienung sowie den Komfort – vor allem die Qualität des Sitzes und das gute Platzangebot in der Kabine. Auch die Details, die das Arbeiten angenehm machen, kamen gut an. Dazu gehörte zum Beispiel die Ausstattung mit 12-Volt-Steckdosen. "Eine der beiden 12-Volt-Dosen nutze ich fürs Handy. Das ist sehr praktisch", sagt Khalil. Bauleiter Tillmann fasst zusammen: "Durch das Entkoppeln der Prozessschritte konnten wir eine Leistung von etwa 4500 Kubikmeter pro Tag realisieren. Das ist fast doppelt so viel wie die ursprüngliche Planung vorgesehen hatte."

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