Zentralverband des Deutschen Handwerks
Berufliche Bildung unverzichtbar für Transformation
Für all diese Transformationen seien qualifizierte Fachkräfte des Handwerks unentbehrlich, die ihre Qualifikationen über die berufliche Bildung erworben haben. Es sei aber vor allem notwendig, es nicht bei dieser Feststellung im Berufsbildungsbericht zu belassen, sondern daraus jetzt möglichst rasch auch die notwendigen politischen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen.
"Der Bedarf an beruflich ausgebildeten Fachkräften im Handwerk macht ein Umdenken in der Bildungspolitik dringend notwendig. Die Fachkräftesicherung im Handwerk ist längst eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, weil die Zukunftsfähigkeit unseres Landes davon abhängt, ob genügend handwerkliche Fachkräfte für all die anstehenden Modernisierungen und Transformationen zur Verfügung stehen", sagt Dittrich. Daher seien Politik, Gesellschaft und Handwerk aufgerufen, gemeinsam alle Register zu ziehen, um wieder mehr junge Menschen für eine berufliche Ausbildung im Handwerk zu gewinnen.
Der ZDH-Präsident Dittrich fordert: "In der Bildungspolitik muss den handwerklichen Berufen endlich die Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht werden, die ihnen mit Blick auf ihre zentrale Rolle für die Zukunft unseres Landes gebührt. Dafür braucht es eine Bildungswende!"
Der Ausbildungswille der Handwerksbetriebe sei weiter ungebrochen, denn die Betriebe wüssten, dass junge Menschen auszubilden die vielleicht wichtigste Maßnahme sei, um sich für die Zukunft zu rüsten. In diesem Sinne hätten viele Handwerksbetriebe ihr Engagement bei der Ausbildung junger Menschen intensiviert. Dass dennoch nicht alle von den Betrieben angebotenen Ausbildungsplätze 2022 besetzt werden konnten und rund 20.000 Ausbildungschancen im Handwerk ungenutzt blieben, habe seine Gründe in den fehlenden Bewerberinnen und Bewerbern.
Im vergangenen Jahr haben sich im Vergleich zu 2019 bei der Bundesagentur für Arbeit knapp 90.000 junge Menschen weniger als ausbildungssuchend registriert – das ist laut ZDH ein historischer Tiefstand.
"Es sind größere Anstrengungen erforderlich, die Ausbildungsplätze im Handwerk zu besetzen. Damit sich wieder mehr jungen Menschen für eine duale Ausbildung im Handwerk entscheiden, gilt es vor allem das Image der beruflichen Bildung in der Öffentlichkeit besser zu positionieren", erklärt der ZDH-Präsident. Dafür müssten die Bundesregierung und die Kultusministerkonferenz die Berufsorientierung entscheidend stärken und bundesweit durchgängig in sämtlichen allgemeinbildenden Schulen, vor allem auch an Gymnasien, praxisorientiert ausbauen sowie Informationen über die Karriereoptionen sowie Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten der beruflichen Bildung zum festen Bestandteil der Berufsorientierung machen.
"Denn Schülerinnen und Schüler müssen möglichst frühzeitig über die Vorzüge beruflicher Bildungs- und Karrierewege im Handwerk informiert werden, damit Berufsbildung als gleichwertige Alternative zum Studium wahrgenommen wird", ist sich der ZDH-Präsident sicher.
Weitere wichtige Schritte zur gesellschaftlichen Wertschätzung der beruflichen Bildung seien die rechtliche Verankerung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) im Rahmen eines DQR-Gesetzes, in dem die Gleichwertigkeit festgeschrieben sei, sowie die gleichwertige, öffentliche Finanzierung von beruflicher und akademischer Bildung.