Auftragslage sinkt
Stimmung im Bau verdüstert sich
Der B2B-Großhändler hat nach eigenen Angaben dazu länderübergreifend 3600 Entscheider aus verschiedenen Gewerken des Bauhandwerks befragt. "Das Handwerk insgesamt hat mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Speziell im Baubereich sehen wir dennoch ein solides Stimmungsbild. Die Branche wächst weiter auf hohem Niveau, aber nicht mehr in allen Gewerken so stark wie bisher", fasst Thomas Eikel, zuständiger Leiter des Construction-Segments bei der Berner Group, ein zentrales Ergebnis des Branchenbarometers zusammen.
"Über alle Befragten haben 31 Prozent der Bauprofis berichtet, dass sie in der ersten Hälfte des laufenden Kalenderjahres ein besseres oder sogar viel besseres Geschäft hatten als in den sechs Monaten davor", sagt Eikel. Im Ländervergleich gebe es dabei allerdings deutliche Unterschiede. "Im deutschen Baugewerbe hat sich die Stimmung bereits seit November 2021 zunehmend eingetrübt", berichtet Eikel. Dieser Trend habe sich im ersten Halbjahr 2022 fortgesetzt.
Entsprechend beurteilt in Deutschland gerade einmal jeder vierte Betrieb den Geschäftsverlauf in der ersten Hälfte des Kalenderjahres positiv. Gleiches gilt für Österreich. Im Nachbarland habe vor allem der Krieg in der Ukraine zu einem nachhaltigen Stimmungseinbruch geführt. Auch in Frankreich verzeichne die Umfrage für März und April einen deutlichen Stimmungsknick, dieser habe sich aber schon im Mai korrigiert. Seitdem gehe es wieder aufwärts.
Inzwischen blickt das Gros der französischen Bauprofis laut dem Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft: Knapp zwei Drittel der Betriebe erwarteten in der zweiten Jahreshälfte mehr Aufträge, nur gut jeder Zehnte befürchtet eine Verschlechterung. Eitel Sonnenschein herrsche insbesondere in Italien. Dort äußern sich mit rund 50 Prozent fast doppelt so viele Baubetriebe wie in Deutschland und Österreich zufrieden mit der Geschäftsentwicklung des bisherigen Jahres.
"Maßgeblichen Anteil daran hat sicherlich der "Superbonus 110", der in Italien die Renovierung von Häusern für Besitzer und Bauherren sehr attraktiv macht", erklärt Eikel. So seien 27 Prozent der italienischen Bau-Profis davon überzeugt, dass sie in den nächsten sechs Monaten ein Umsatzplus erzielen können. Lediglich 8 Prozent rechneten mit weniger Arbeit.
"Die Inflation schlägt hierzulande mehr und mehr durch und treibt die Preise für Energie und Baumaterial hoch. Gleichzeitig klettern die Bauzinsen. Es ist keine Überraschung, dass im Mai dieses Jahres die Bauaufträge im Vorjahresvergleich nun deutlich um 7,5 Prozent gesunken sind", sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe.
Von Januar bis Mai habe es bei den Auftragseingängen gegenüber 2021 real ein Minus von 1,7 Prozent gegeben. "Das sind düstere Aussichten. Ein Einbruch muss jetzt verhindert werden", betonte Pakleppa.