Kommentar

Streik

von: Kai-Werner Fajga

"Jetzt wird gestreikt, und zwar massiv", kündigte jüngst Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) auf die Ablehnung des Kompromissvorschlags im Tarifkonflikt mit den Arbeitgebern vor Kurzem an.Er "garantiere", dass die Ablehnung des Schlichterspruchs den Bauunternehmen "noch auf die Füße fallen" werde, denn jetzt könne es nur teurer werden. Das gab es zuletzt vor über 20 Jahren: Am 17. Juni 2002 begann der letzte Flächenstreik in Deutschland, er endete am 26. Juni 2002 mit einer gestaffelten Einkommenserhöhung von 3,2 Prozent und 2,4 Prozent und der Einführung eines Mindestlohns. Zuletzt hatte 2021 ein Streik gedroht, der aber abgewendet wurde.

Dennoch fällt die Schärfe in der Auseinandersetzung seitens des IG BAU-Bundesvorsitzenden Feiger auf. Ein Grund für die Schärfe der Auseinandersetzung mag darin zu finden sein, dass die Gewerkschaft ihre Position als Interessenvertretung zementieren kann. Die Anzahl der Mitglieder der IG BAU ist seit Jahren rückläufig, waren es 2006 noch 540.000, werden der Gewerkschaft aktuell rund 220.000 Mitglieder zugezählt. Andere Beispiele von Arbeitskämpfen haben gezeigt (verdi, GDL) dass die Interessenvertretungen nach Arbeitskämpfen Mitgliederzuwächse verzeichnen konnten. Die Stimmung auf dem Bau liegt "weit unter null" begründet Feiger die Ankündigung des Arbeitskampfes, und dass die Baubeschäftigten "sauer" seien. Sie vermissten "jeglichen Respekt und jegliche Anerkennung" der Unternehmen.

Im drohenden Arbeitskampf 2021 hatte Feiger noch eingeräumt, dass obwohl die Gewerkschaft insgesamt höhere Forderungen gehabt hatte, die Abwendung eines Arbeitskampfs richtig gewesen sei. "Das wäre angesichts der Riesenaufgaben in der Branche nicht gut gewesen. Es sind 400.000 Wohnungen zu bauen, die Auftragsbücher sind voll", hatte er gesagt. Die Situation heute ist eine andere – eher vom Auftragsmangel im Wohnungsbau und Preissteigerungen in allen Lebensbereichen gekennzeichnet. "Über alle Sparten hinweg verzeichnen wir eine real negative Umsatzentwicklung", begründete der Verhandlungsführer der Arbeit-geber Uwe Nostitz die Ablehnung der Schlichtung, der Schlichterspruch verkenne die aktuellen Konjunkturfakten.

Es bleibt nach der jüngsten Äußerung der Arbeitgeber abzuwarten, ob die Fronten verhärtet bleiben. Die Gewerkschaft fühlte sich nach der Absage der Arbeitgeber nicht mehr an den Schlichterspruch gebunden und will nun für 500 Euro mehr im Monat streiken. Wer bisher geglaubt hat, dass nur in anderen Branchen gestreikt wird, wird sich aller Voraussicht nach eines Besseren belehren lassen müssen.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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