Kommentar
Und täglich grüßt der BER
von:Robert Bachmann
Auf mehr als 2000 Tage beziffert sich aktuell das Pleiten-, Pech- und Pannen-Martyrium rund um die "geplante Eröffnung" des "neuen" Hauptstadtflughafens BER. Nachdem zuletzt noch 2020 als realistischer Fertigstellungstermin gehandelt wurde, legt nun eine Untersuchung des TÜV nahe, dass ein Start vor 2021 eher unwahrscheinlich ist. Grund dafür seien "gravierende Defizite bei den technischen Systemen, vor allem erneut beim Brandschutz", wie der "Tagesspiegel" auf Grundlage der Untersuchung berichtete – "systemische Mängel", die dem TÜV zufolge auch auf andere Bereiche des Fluggastterminals übertragen werden könnten. Angesichts der schon absurden Regelmäßigkeit, mit der Enthüllungen dieser Art seit 2011 immer neue Verschiebungen des Eröffnungstermins nach sich ziehen, muss man geradezu reflexhaft an die Zeitschleifenkomödie "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit Bill Murray denken. Anders als im Film lädt diese Realsatire jedoch nicht zum Lachen ein. Und das nicht nur bei den Berlinern. Für den Industriestandort Deutschland, einst Vorzeigeland für prestigeträchtige Ingenieurleistungen, ist der BER unlängst Mahnmal für jene systemischen Mängel geworden, die sich nicht nur im Bauwerk selbst zeigen, sondern vor allem auch in den zugrundeliegenden Strukturen und Prozessen bei dessen Planung, Erstellung und Kontrolle. Im Film erfolgte die Erlösung für die Hauptfigur nicht durch das Drehen an einzelnen Stellschrauben, sondern erst nach Abschluss eines tiefgreifenden Lernprozesses.Gleichwohl man im Zusammenhang mit dem Hauptstadtflughafen von einem Happy End wohl nie wird sprechen können, wünscht man sich auch von den zentralen Akteuren des Pleiten-Projekts, dass sie schlussendlich die richtigen Lehren daraus ziehen mögen. Auf das die Posse um den BER nicht nur ein baldiges Ende findet, sondern sich in dieser Art so schnell auch nicht wiederholt.