Bauaussichten 2021

Mit geschärftem Blick in die neue Realität

von: Karl-Heinz Strauss, CEO der Porr AG, Wien/Österreich
Porr Bau Ausblick Baujahr 2021 Bauaussichten

Das Jahr 2020 schreibt Geschichte mit noch nie dagewesenen Herausforderungen. Mit schweren Prüfungen, großen Entscheidungen und flexiblen Lösungen. Der sich wandelnden Bauindustrie mit vollen Auftragsbüchern und hoher Kapazitätsauslastung steht plötzlich eine globale Pandemie gegenüber. Während die Folgen des Coronavirus mit seiner Schnelligkeit und Härte das private und öffentliche Leben fast zum Stillstand gebracht haben, hat die Bauwirtschaft ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Der Baustellenbetrieb, Planungen, Ausschreibungen und Vergaben liefen in Deutschland größtenteils weiter. Gleichzeitig konnten hunderttausende Arbeitsplätze gesichert werden.Im Schulterschluss haben wir im vergangenen Jahr viel geschafft. Entscheidend ist aber, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Denn Covid-19 wird uns wohl noch bis zum Frühling 2021 begleiten. In Zeiten großer Unbeständigkeit ist es besonders wichtig, sich folgendes bewusst zu machen. Das Bauhauptgewerbe ist mit rund einer Million Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von rund 139,6 Milliarden Euro eine Schlüsselindustrie für die deutsche Binnenwirtschaft und volkswirtschaftlicher Motor des Landes. Und das wird auch zukünftig so bleiben – denn gebaut wird immer.Die mittel- beziehungsweise langfristigen Fundamentaltrends in der Baubranche stimmen für die Zeit nach der Pandemie durchaus positiv. Zum einen sorgen Konjunkturprogramme für weitere Impulse. So sieht der Bundesverkehrswegeplan 2030 die notwendige Verbesserung der deutschen Verkehrsinfrastruktur vor. Gleichzeitig soll der umfangreiche Investitionsrückstau reduziert werden. Darüber hinaus kündigte die EU-Kommission Ende 2020 eine Verdoppelung der jährlichen Renovierungsrate bis 2030 an. Die Finanzierung soll für alle Länder der Europäischen Union aus dem Corona-Wiederaufbaufonds erfolgen. Damit werden die Klimaschutzpläne der EU weiter wirkungsvoll vorangetrieben und eröffnen der Bauwirtschaft viele Chancen. Obwohl das Auftragseingangsniveau 2020 in Deutschland etwas unter dem Vorjahr lag, geht der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in seiner aktuellsten Prognose von einem leichten Anstieg der Bauinvestitionen um 0,9 Prozent für 2021 aus.Die Trends in den einzelnen Leistungsbereichen im Bausektor sind ebenfalls durchaus positiv zu deuten: Bis 2030 werden rund zwei Drittel der Weltbevölkerung in urbanen Ballungszentren wohnen. Der Bedarf nach zeitgemäßen Wohnräumen ist ungebrochen. Parallel hat die Krise dem privaten Wohnraum einen immensen Bedeutungsschub verpasst. Wie wir künftig wohnen und wie wir – zunehmend im Home Office – arbeiten, wird immer wichtiger. Für Mieter, Architekten, Planer, Auftraggeber und Bauunternehmen. Neue Lebensräume und moderne Infrastrukturen sind gefordert.Gleichzeitig werden sich bestehende Bürostrukturen verändern, aber nicht verschwinden. Der Bedarf an moderner Büroinfrastruktur ist weiterhin da. Und dringender denn je. Denn der Trend geht hin zum teamübergreifenden Arbeiten, Shared Desks und modernen Bürogebäuden, die von Grund auf im Einklang mit den Prinzipien der New World of Work stehen. Auch die Rolle der Industrie verändert sich. Die notwendigen Standortbedingungen für internationale Unternehmen werden in der EU und in Deutschland sukzessive verbessert und ausgebaut. Administrative Belastungen und Bürokratie werden auf das Nötigste reduziert sowie der Zugang zum EU-Binnenmarkt, Finanzierung und Kapitalmärkten erleichtert. Investitionsförderungen und Maßnahmenpakete von Politik, Verbänden und Interessensvereinigungen setzen im Bereich Standortentwicklung zudem deutliche Zeichen. Im Infrastrukturbau beobachten wir vor allem den Bedarf an Totalunternehmertum. Komplexe Bauleistungen aus einer Hand werden verstärkt gesucht. Erfolgreiche Projekte werden künftig ganzheitlich, vorausschauend und auf Augenhöhe mit Partnern und Kunden umgesetzt. Der Einsatz von innovativen BIM- und LEAN-Methoden wird zum Standard.Schwieriger ist die Situation im Hotelbau. Mit einem beinahe Totalausfall des Tourismus in Europas Metropolen wurde diese Industrie stark zurückgefahren. Derzeit werden größtenteils nur jene Hotelprojekte weitergeführt die bereits vor Covid-19 im Bau waren beziehungsweise Hotelprojekte beispielsweise in Büroprojekte umgewandelt. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die Situation nach und nach verbessern wird, sobald Impfungen verfügbar sind. Entscheidend ist jedoch die Zeit nach der Pandemie. Baubetriebe müssen die Krise als Wendepunkt betrachten und als Chance, bereits jetzt das richtige Fundament aufzusetzen. Die Wettbewerbsvorteile, die daraus entstehen, bleiben dauerhaft erhalten.

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